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Herrengasse (Innsbruck)
Die Herrengasse ist eine kleine Verbindungsstraße zwischen Herzog-Otto-Ufer und Rennweg.
Benannt wurde die Gasse nach dem Sitz der Ämter in der Residenzzeit Erzherzog Ferdinands II. Ferdinand II., Statthalter von Böhmen und seit 1564 Herrscher über Tirol und die Vorlande, ließ Schloss Ambras, das er als seinen Sommersitz wählte und seiner Gemahlin Philippine Welser schenkte, umfassend umbauen und erweitern.
Im Gebäude Herrengasse Nr. 1 befand sich vom 11. Mai 1939 bis Mai 1945 die Zentrale der Gestapo für den Verwaltungsbereich Tirol-Vorarlberg. Außerdem war in diesem Gebäude der Sicherheitsdienst des Reichsführer-SS (SD) untergebracht. Das Gebäude war mit einem Gefängnistrakt in der Herzog-Otto-Straße verbunden, wo Festgenommene in Verhörpausen untergebracht wurden. Eine Gedenktafel erinnert - stellvertretend für alle Opfer der Gestapo - an den Radiohändler Robert Moser, der hier im April 1945 zu Tode gefoltert wurde. Die Innsbrucker Gestapo galt als besonders brutal, Folterungen sind durch Überlebende vielfach bezeugt.
Ursprünglich befand sich in dem Gebäudekomplex die alte Universität, die 1669 außerhalb der Altstadt gegründet wurde.
Die Gegend um Schloss Ambras, der Stadtteil Amras und auch die Herrengasse spielen eine nicht unwesentliche Rolle in Thomas Bernhards Erzählung Amras (1964), dem Lieblingstext des Autors. In der Herrengasse Nr. 6 beschließt eine aus einem alten Innsbrucker Geschlecht stammende Familie Selbstmord zu begehen. Das in Thomas Bernhards Erzählung genannte Gebäude existiert jedoch nicht.
Quellenangabe: Rath, Gabriele; Sommerauer, Andrea; Verdorfer, Martha (Hrsg.): Bozen - Innsbruck. Zeitgeschichtliche Stadtrundgänge. Wien [u.a.]: Folio 2000.
http://erinnerungsorte.univie.ac.at/
Verfasser/in: Iris Kathan
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