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Lermoos
Die Gemeinde Lermoos liegt am westlichen Rand des von der Loisach durchflossenen Lermooser Mooses. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat man das sumpfige Gebiet trocken gelegt. Das Dorf besteht aus den Ortsteilen Gries, Obergarten, Untergarten.
Schon in vorrömischer Zeit war Lermoos vermutlich Etappe einer Nord-Süd-Verbindung. Unter Kaiser Claudius entstand hier die Via Claudia Augusta, die von Augsburg nach Verona führte. Funde weisen darauf hin, dass das Loisacher Becken zu dieser Zeit schon besiedelt war. Lermoos wird im 11. Jahrhundert als „Larinmos“ (leeres, d.h. unbenutztes bzw. unfruchtbares Moos) erstmals erwähnt, allerdings als herrschaftliches Grenzgebiet und nicht als Siedlungsort. Das Dorf ist aus Schwaighöfen entstanden. Wichtige Grundherren im Mittelalter waren die Stifte Füssen und Steingaden, die Herren von Starkenberg bei Imst sowie die Herren von Schwangau bei Füssen. Bedeutung erlangte der Ort durch seine direkte Lage an der für den Handelsverkehr zwischen Brüssel und Venedig, Hall und dem Bodenseeraum so wichtigen Fernpassroute. Wesentliche Einnahmequellen für die Bewohner waren der Salzhandel und der Postverkehr. Man verdiente gut am so genannten Rodwesen, also der Organisation des Warentransportes, an der viele Höfe beteiligt waren. 1328 wird erstmals ein Salzstadel in Lermoos erwähnt. 1679 ins Oberdorf verlegt, ist noch heute ein Teil davon erhalten. 1500 erhielt der Ort eine Warenniederlage. Insbesondere unter Kaiser Maximilian, der gelegentlich zum Jagen und Fischen in Lermoos weilte und sich hier einen Turm bauen ließ, erlebte der Ort einen raschen Aufschwung. Eine Waage wurde installiert, ein Ballhaus (Warenlager) entstand, eine Poststation. Der Kaiser gab den Lermoosern das Recht zur Einhebung eines Weggeldes. Schon Mitte des 16. Jahrhunderts waren die Bauern in der Lage ihre Höfe freizukaufen. Erzherzog Ferdinand hätte gerne anstelle des Lermooser Mooses einen künstlichen See (wie es ihn nach der Eiszeit hier gegeben hatte) samt Lustschloss errichtet, konnte aber durch Bitten der betroffenen Gemeinden davon abgehalten werden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man das Moos trockenzulegen, 1930-37 wurde die Arbeit abgeschlossen. Mit Rückgang des Salzhandels zu Beginn des 19. Jahrhunderts, mit dem Bau der Arlbergstraße sowie dem Ausbau des Eisenbahnnetzes verlor die Handelsroute im Außerfern an Bedeutung. Der ehemals wohlhabende Ort verlor seine wichtigsten Einnahmequellen. Viele mussten sich als Saisonarbeiter in der Fremde Arbeit suchen. Erst der Tourismus belebte das Gebiet neu.
Quellenangabe: Lipp, Richard: Außerfern. Der Bezirk Reutte. Innsbruck; Wien: Tyrolia 1994.
Moser, Heinz: Lermoos. Lermoos: Gemeinde 1979 (Ortschroniken, 40).
Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: StudienVerlag 2005.
http://www.geschichte-tirol.com/orte/nordtirol/bezirk-reutte/91-lermoos.html
Verfasser/in: Iris Kathan
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