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Achenkirch
Die Gemeinde Achenkirch erstreckt sich vom Nordufer des Achensees bis zur Grenze nach Bayern.
In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts vermachten die Herren von Schlitters (Ministerialen der Grafen von Andechs) dem Kloster St. Georgenberg (Fiecht) den Achensee. Seit dem 15. Jahrhundert vergnügten sich die Tiroler Landesfürsten bei Jagdveranstaltungen rund um den Achensee. Die wichtigsten Einnahmequellen für die Bewohner des Tales waren der Fischfang sowie die Holzgewinnung für den Bergbau im Inntal, im 19. Jahrhundert dann auch der Tourismus. 1495 hatte man den Saumweg über den Achenpass zu einer Fahrstraße ausgebaut, reger Warenverkehr zog durch das Achental. Anstelle des Hotels Scholastika befand sich das landesfürstliche Zollhaus. Im 19. Jahrhundert versiegte der Durchgangsverkehr im Achental, man entdeckte die Vorzüge der Gegend für die Sommerfrische. Im so genannten „Pedantenstüberl“ im Hotel Scholastika trafen sich seit Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts Innsbrucker Intellektuelle, darunter Johannes Schuler und Adolf Pichler. Ein weiteres gern besuchtes Hotel vor Ort war der im Auftrag des berühmten Nationalsängers Ludwig Rainer 1869/70 erbaute „Seehof“, in dem unter anderem Ludwig Ganghofer gerne abstieg. So gehörte Achenkirch am Nordufer des Achensees zu den ältesten und beliebtesten Orten rund um den Achensee und zog immer wieder Schreibende und Denkende an. Hermann von Gilm verbringt hier um 1840 seine Sommerfrische und preist den Achensee als „Kronjuwel Tirols“. Karl May hält sich im Sommer 1897 und im Sommer 1902 in Achenkirch auf, wo er im Hotel Scholastika und im Kreuzhof logiert. Im Sommer 1900 treffen sich Sigmund Freud und Wilhelm Fließ am Achensee, eine Begegnung, die die langjährigen Freunde entzweien wird. D. H. Lawrence und Frieda Weekley übernachten 1912 – die Hotels sind überfüllt – in einem Bauernhaus in Achenkirch. D. H. Lawrence beschreibt dies in seinem autobiographischen Roman Mr. Noon. Auch Sir Karl Popper hält sich während der Sommermonate 1932 und 1934 in Achenkirch auf, wo er am Hof von Franz Jaud sein Hauptwerk Logik der Forschung niederschreibt.
Quellenangabe: Klingler, Hans: Der Achensee. Von Eben in die Hinterriß. Schwaz: Berenkamp 1995.
Naupp, Thomas: Sommerfrische und benediktinische Gastlichkeit am Achensee. Zwei Fiechter Prälaten als Pioniere des Fremdenverkehrs im 19. Jahrhundert. 2., erw. Aufl. Reith im Alpbachtal: Ed. Tirol 2006.
Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: StudienVerlag 2005.
Pinzer, Beatrix; Pinzer, Egon: Urlaubsregion Achensee. Jenbach, Wiesing, Eben, Maurach, Pertisau, Achenkirch, Steinberg. Innsbruck: Löwenzahn 2003.
Verfasser/in: Iris Kathan
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