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Brixlegg
In der Mitte des Tiroler Unterlands zwischen Kufstein und Innsbruck liegt die Marktgemeinde Brixlegg (535 m, 2594 Ew.) am Fuße des Sonnwendjochs und der Gratlspitze.
Es finden sich Siedlungsreste aus der Bronzezeit (1500 v. Chr.) dort, wo heute die Hochkapelle auf dem Mühlbichl steht. Brixlegg liegt genau im Zwickel zwischen Ausgang des Alpach- und Einmündung des Inntals. Zur Gemeinde gehören auch die Ortsteile Mehrn und Zimmermoos.
Um 15 v. Chr. kamen die Römer in die Gegend. Im Namen des Schlosses Matzen hat sich die Bezeichnung Masciacum – der ehemaligen römischen Straßenstation auf der Inntalstraße – erhalten.
Erstmals namentlich genannt wird Brixlegg 788 als „Prisslech“ im Indiculus Arnonis, einem Güterverzeichnis des Bischofs von Salzburg, zu dessen Bistum Brixlegg damals gehörte.
Aus der zunächst bäuerlichen Ansiedlung wird alsbald ein industrieller Standort, als Herzog Ludwig der Reiche von Bayern im Jahr 1463 die erste Schmelzhütte gründet. Um diese Zeit lockert sich auch der Marktzwang, der vom benachbarten Rattenberg ausging; die ersten Handwerker siedelten sich in Brixlegg an. Die einstigen Schmelzhütten bestehen heute unter dem Namen Montanwerke weiter. Es wird dort in einem elektrolytischen Verfahren aus Altkupfer und Erzen beinahe reines Kupfer gewonnen. Bereits in der Bronzezeit hatte es im Gebiet Bergbau gegeben. Seit 1505 befand sich an der Stelle der heutigen Montanwerke die landesfürstliche Schmelzhütte des Unterinntaler Silberbergbaus. Die Montanwerke sind übrigens die einzige Kupfer-Schmelzhütte Österreichs.
Viele Spekulationen hat der Name Brixlegg ausgelöst. Am plausibelsten ist noch die Annahme, dass im ersten Teil des Ortsnamens das keltische Wort „brigs“, was Bergelchen bedeutet, steckt. Der zweite Teil wiederum dürfte bajuwarischen Ursprungs sein, es war das Eck zwischen den einzelnen „brigs“, also „Prisslech“ (sprich „prischlegg“). Die unterschiedlichen Schreibweisen reichen von Prisleka (Traditionen des Klosters St. Peter bei Salzburg) über Prihslekke im ältesten Güterverzeichnis der bayrischen Herzöge und Brichslek (Georgenberger Urkunde) bis zur heutigen Schreibweise Brixlegg, die 1730 erstmals so im landesfürstlichen Haupturbar und 1775 im Theresianischen Kataster aufscheint.
Gegenüber der spätgotischen Pfarrkirche, die sich auf einem kleinen Hügel über dem Dorfplatz erhebt, steht der alte Adelssitz Herrenhaus, dessen Name sich auf den ehemaligen Edelsitz derer zu Graseck bezieht. Die Grasecks waren Hüttenverwalter zu Brixlegg. Im Tiroler Freiheitskampf diente das Herrenhaus mitunter auch als Versammlungsort der „Aufständischen“. Heute ist es ein beliebtes Gasthaus mit gutbürgerlicher Küche.
In der Nähe stand seit 1868 das Brixlegger Passionstheater, das 2000 Zuschauern Platz bot und nach dem Vorbild der Oberammergauer Spiele konzipiert war. Dem Bau nach war es ein Amphitheater mit Szene und Vorhang. Zuvor hatte es bereits seit dem 18. Jahrhundert ein Tanz- und Comedy-Haus gegeben. Zwischen 1816 und 1913 kamen Weihnachts-, Passionsspiele, Ritterstücke, Heiligenlegenden und patriotische Volksschauspiele zur Aufführung. Das zweite Theater des Orts war das Dilettantentheater beim Judenwirt. In der näheren Umgebung gab es auch das Theater in Rattenberg und das kleine Theater in Voldöpp bei Kramsach. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass das erste Andreas-Hofer-Drama 1895 unter der Leitung von Arthur Foltin auf der Brixlegger Bühne seine Uraufführung erlebte. 1931 musste das alte Theater der neuangelegten Bundesstraße mit der Alpbacher Reichsbrücke weichen.
Die Pfarrkirche zur lieben Frau wurde 1508 erbaut und 1690 vergrößert. Der spätgotische Bau wurde – wie im Übrigen die meisten Tiroler Kirchen – im Geschmack des Barock umgestaltet (1765). Man glaubte ursprünglich, dass an ihrer Stelle die einstige Urkirche, die auch in der ersten Urkunde von 788 Erwähnung findet, gestanden hat. Dem ist aber nicht so, denn Ausgrabungen haben keinerlei Hinweise auf ein älteres Gebäude an dieser Stelle zutage gefördert.
Die älteste Kirche der Gemeinde liegt im Ortsteil Mehrn (1179 Merren) und ist dem Heiligen Bartholomäus geweiht. 1357 wird sie erstmals erwähnt, 1661 erweitert. Die Altäre und die Kanzel stammen aus dem Jahr 1698 vom Brixlegger Bildhauer Michael Mayr. Früher befand sich in diesem Kirchlein eine Heilquelle, die heute im benachbarten Heilbad Mehrn zutage tritt.
Das Heilbad hatte schon früh große Bedeutung als Bauernbad. Mehrn verdankt seinen Namen dem Schloss Mehrnstein, von dem nicht einmal mehr die Ruine vorhanden ist. Es war einmal im Besitz der Herren de Merre gewesen, später auch der Freundsberger, verlor aber bald an Bedeutung und war bereits zur Zeit Sigmunds des Münzreichen dem Verfall anheim gefallen.
1927 wird Brixlegg zum Markt erhoben, eine Zeit, in der der kleine Ort sich bereits als beliebter Fremdenverkehrsort Tirols einen Namen gemacht hatte. Ludwig Steub - dessen Denkmal unterhalb des Mühlbichls in Stein gehauen ist-, Heinrich August Noë, William Baillie Grohman, der Komponist Hugo Wolf und der Dichter Albrecht Graf v. Wickenburg sind nur einige der Persönlichkeiten der damaligen Zeit, die in Brixlegg zur Sommerfrische weilten. Der Ingenieur Anton Geppert war ebenso gebürtiger Brixlegger wie der Harfenbauer Franz Bradl, der die Tiroler Volksharfe, die so genannte Bradl-Harfe, schuf. Rudolf Greinz, Franz Defregger, Karl v. Blaas, Anton Müller (Bruder Willram) und Franz Schöpf waren nicht nur einmal zu Gast in dem beliebten Örtchen im Tiroler Unterland.
Ein Bombenangriff am 19. April 1945 machte diesem Idyll allerdings ein Ende, als ganze 524 Familien all ihr Hab und Gut verloren. Die Eisenbahnbrücke, fast alle Produktionsstätten der Montanwerke sowie nahezu der gesamte Ostteil des Orts waren dem Erdboden gleichgemacht. Mit einem Schlag kam der Fremdenverkehr fast zur Gänze zum Erliegen. 1926 hatte Brixlegg mit 24.599 Nächtigungen noch vor Wörgl rangiert.
Heute ist Brixlegg sowohl für den Fremdenverkehr wie auch als Industriestandort von Bedeutung.
Quellenangabe: Ascher, Ludwig: Brixlegg. Beiträge zum Jubeljahr 1988. Brixlegg: Eigenverlag 1988.
Greinz, Rudolf: Von Innsbruck nach Kufstein. Eine Wanderung durch das Unterinnthal. Stuttgart-Leipzig: Deutsche Verlags-Anstalt 1913.
Landmann, Sepp: Brixlegg. Eine Tiroler Gemeinde im Wandel der Zeiten. Idee, redigiert und gestaltet von Sepp Landmann. Marktgemeinde Brixlegg: Selbstverlag 1988.
Luchner, Laurin: Tirol. Von Kufstein bis Landeck. München: Prestel-Verlag 1982.
Pfaundler-Spat, Gertud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: Studienverlag 2005.
Weinold, Hans: Brixlegg und seine Umgebung. Brixlegg: Verlag des Fremdenverkehrs- und Verschönerungsvereins Brixlegg 1912.
Verfasser/in: Jennifer Moritz
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