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Hall i. Tirol
Hall in Tirol (581 m Seehöhe, 12.622 Einwohner) liegt im mittleren Inntal rund 10 km östlich von Innsbruck auf einem vom Weißenbach aufgeworfenen Schuttkegel.
"Kennst du die Stadt, die seit sechshundert Jahren,
Geschmiegt an einen wilden Felsenwall
Von der Lände ließ die Schiffe fahren
Und münzte ein tirolisches Metall?...
Kennst du die Stadt, die Alttirolerin,
Kennst du die wunderbare Stadt am Inn,
Am Bettelwurf, das liebe alte Hall?"
Anton Renk
Erstmals urkundlich erwähnt wird das „Salzhaus und zoll ze hall“ im Jahre 1256. Der Name geht auf das althochdeutsche Wort „hal“ zurück und bedeutet so viel wie „Salzpfanne“, „Salzsiedestätte“ bzw. „Ort der Salzgewinnung“. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts sind eine Siedlung und eine Sudstätte am Inn belegt. Mit der Stadterhebung im Jahre 1303 durch Herzog Otto von Kärnten-Tirol, schreitet auch der Ausbau der Oberstadt (Stadtpfarrkirche 1281 von Ritter Florian von Waldauf gestiftet) voran. Der Bau der Ringmauer, die zunächst nur die (jüngere) Oberstadt umschloss, fällt in dieselbe Zeit. Vier Türme und ein tiefer Graben dienten als Wehranlage. Die Burg Hasegg (ursprünglich Hausegg) entstand zum Schutz der Salzsiedestätte vor der Innlände. Das Stadtwapppen mit den zwei goldenen Löwen, die eine Salzkufe umfassen, ist aus dem Jahr 1501.
1477 ließ Erzherzog Sigmund die Münzprägestätte von Meran nach Hall verlegen, das benötigte Silber wurde aus dem nahegelegenen Schwaz angeliefert. Der Haller Guldiner (die Silbermünze hatte den selben Wert wie sein Äquivalent aus Gold), der 1486 zum ersten Mal geprägt wurde, war die damals größte Silbermünze der Welt.
Das Stadtbild Hall in Tirols ist ein Ergebnis seiner wechselhaften Geschichte. – Zum einen erschütterten wiederholt Katastrophen die Stadt am Inn. 1447 zerstörte eine Feuersbrunst beinahe die gesamte Stadt, 1760 vernichtete ein Erdbeben große Teile der Oberstadt, zum anderen wurden die mittelalterlichen Stadttore – Milser Tor, Absamer Tor, Münzertor, Theresientor – im Laufe des 19. Jahrhunderts geschleift.
Wirtschaftlich war Hall nicht nur bedeutender Umschlagplatz für Salz, es gab auch eine angesehene Glashütte, die zwischen 1534 und 1630 in Betrieb war und schöne Gebrauchsgläser herstellte („Haller Gläser“). Das Handwerk siedelte sich an. Davon zeugen Gassennamen (Schmiedgasse, Schlossergasse) und Zunftschilder. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Verlust Südtirols an Italien, kam der Salzexport zum Erliegen, die Produktion musste stark gedrosselt werden. Am 5. August 1967 schlossen sich die Tore der Saline für immer. Eine 700 jährige Ära ging zu Ende. Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Kufstein-Innsbruck im Jahre 1858 geriet Hall als ehemalige Handelsstadt und Hafenstadt ins Hintertreffen, der internationale Verkehr wurde fortan über die Landeshauptstadt abgewickelt. Hall hat sich von diesem Einschnitt erholt, setzte in den 70ern und 80ern verstärkt auf die Revitalisierung der Altstadt sowie auf Kulturinitiativen.
Heute ist Hall eine moderne Kultur- und Universitätsstadt (Privatuniversität UMIT seit 2004) wenn auch im alten „Gewand“: Wenn die Haller von „der Stadt“ sprechen, dann ist zumeist (immer noch) der alte, ehemals von einer Ringmauer umgebene Kern gemeint, obwohl die Außengrenzen viel weiter gesteckt sind (gegen Osten bis Mils, gegen Westen bis Neurum).
Aus der Chronik:
Die Salinenhierarchie
Die höchste Beamtenposition war die des Salzmaiers, der nur dem Landesfürsten gegenüber verpflichtet war und dessen Salär zu einem guten Teil aus Abgaben in Form von Naturalien (z. B. Tuch, Salz oder auch Lebensmitteln) bestand.
Die nächste Position in der Hierarchie war die des Hallschreibers, der Kanzlei- und Buchführer der Haller Saline sowie Stadtschreiber.
Die nächste Stufe nahmen die Geschworenen ein, die als Kontrollorgane im Salzwerk fungierten. Deren unmittelbar Untergebene waren die Torwärtl, die für Öffnung und Schließung der Pfannhaustore zuständig waren.
An letzter Stelle in der Gruppe der Beamten standen die Salzgadner. Sie regelten den Verkauf des Salzes.
Bei den Arbeitern gab es naturgemäß ebenfalls eine starke hierarchische Ordnung:
Ganz oben stand der Pfannenschmied, der, wie der Name schon sagt, für die Herstellung neuer Pfannen und Ausbesserung der alten zu sorgen hatte. Die Pfannhausschaffer waren die Aufsichtsorgane im Pfannhaus. Die Tag- bzw. Nachtschürer hatten die Beheizung des Ofens zu besorgen. Dann gab es noch die Kreper (sie schlugen das Salz aus den Pfannen), die Überzieher (schaufelten das Salz über den Pfannenrand) und die Kelcher (besserten die steinernen Stützpfeiler aus).
In der untersten Gruppe, der der Hilfsarbeiter, gab es die Holzschieber, die Wasserträger und die Wasserhüter, die Küfer (Herstellung der Salzfässer) und natürlich die Wächter des Pfannhauses.
(Strolz, Bernhard: Die Salzstraße nach Westen. Ein Kulturführer von Hall in Tirol übers Außerfern durchs Allgäu zum Bodensee. Innsbruck S. 36/37).
Seit dem Jahr 2010 wird in Hall in Tirol der Otto-Grünmandl-Literaturpreis des Landes Tirol vergeben. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre an Tiroler Künstler, Schriftsteller und Kulturschaffende auf Vorschlag des Kulturbeirats für Literatur und Theater vergeben. Bisherige Preisträger sind Walter Klier und Hans Haid.
Quellenangabe: Aichner, Gerald: Hall in Tirol und die Salzregion. Absam, Gnadenwald, Hall, Mils, Thaur. Schwaz: Berenkamp 1994.
Hye, Franz-Heinz: Hall in Tirol – die mittelalterliche Stadt. In: Vogel, Dieter (Hrsg.): Der Inn. Landschaften und Städte. Vilsbiburg: Kiebitz Buch, 2001.
Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Ort des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: Studienverlag 2005.
Praxmarer, Ernst M.: Kostbares Hall. Mils: Eigenverlag 2002.
Stadtgemeinde Hall in Tirol (Hrsg.): Hall in Tirol. Stadtbuch. 2., aktualisierte Auflage. Innsbruck: Steiger 1996.
Strolz, Bernhard: Die Salzstraße nach Westen. Ein Kulturführer von Hall in Tirol übers Außerfern durchs Allgäu zum Bodensee. Innsbruck: Tyrolia 2004.
Verfasser/in: Jennifer Moritz
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