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Zirl
Zirl ist eine Gemeinde im Bezirk Innsbruck-Land (622m, ca. 6000 EW.) westlich von Innsbruck auf einem Schuttkegel des Schlossbaches gelegen.
Die Gemeinde umfasst außerdem die Ortsteile Dirschenbach, Eigenhofen, Hochzirl und Martinsbühel.
Der Name leitet sich vom römischen Teriolis, einer alten Siedlung und Straßenstation auf dem Martinsbühel her. An der Zirlerbergstraße hat man einen römischen Meilenstein gefunden. Besiedelt war die Gegend schon in der Bronzezeit, das belegen Funde.
799 scheint in einer Schenkungsurkunde zum ersten Mal der Name „Zyreolu“ (auch „Cyreolu“) auf. 977 ist von „Cirala“ die Rede und 100 Jahre später heißt der Ort dann „Cirlo“.
Im 13. Jh. wurden eine Zollstätte, eine Rodstätte und ein Ballhaus errichtet, zu deren Überwachung dienten die Burgen Fragenstein und Martinsberg. Kaiser Maximilian I. weilte oft zur Jagd dort, hatte auf Fragenstein eigens eine Wohnung einrichten lassen. Martinsberg kam 1497 in seinen Besitz. Die Burg verfiel jedoch ab dem 17. Jh. zunehmend, diente ab 1888 als Schule. Heute ist in ihr eine Sonderpädagogische Anstalt untergebracht. Die alte Burgkapelle ist noch erhalten.
Für die wirtschaftliche Entwicklung war die Errichtung der Innbrücke im Jahr 1482 von großer Bedeutung. Diese war in vielen kriegerischen Auseinandersetzungen immer hart umkämpftes Ziel. 1945 wurde sie von der Deutschen Wehrmacht in die Luft gesprengt. Ganze drei Jahre dauerte es bis zum Wiederaufbau; in der Zwischenzeit musste man auf die Fähre zurückgreifen.
Aber nicht nur Kriege suchten den Ort wiederholte Male heim, auch Feuersbrünste und Überschwemmungen stellten eine große Bedrohung dar. In einem alten Reim heißt es: „Achtmal ist Zirl verbrunnen und neunmal verrunnen.“(Hofer, Hansjörg: Telfs – Zirl und Umgebung auf alten Ansichtskarten. 1995. S. 140) Zwischen 1608 und 1908 legten mehrere Großbrände die Ortschaft in Schutt und Asche.
Großgeschrieben wird in Zirl das Brauchtum, wie das Zachäussingen am Kirchweihsonntag im Oktober, ein Bußgesang, der sich aus Zeiten der Pest erhalten hat. Außerdem ist Zirl ein altes Krippendorf; die älteste Erwähnung einer Kirchenkrippe datiert von 1627.
Die Pfarrkirche wird 1848 im neuromanischen Stil erbaut, der Turm geht allerdings auf einen Vorgängerbau aus dem 15. Jh. zurück, ebenso der Taufstein, der die Jahreszahl 1565 trägt.
Die zweite Kirche der Gemeinde steht auf dem Kalvarienberg anstelle einer ehemaligen barocken Einsiedelei.
Berühmt geworden ist Zirl auch durch den Zirler Berg, wenn es sich auch um eine traurige Berühmtheit handelte. Der Berg mit seinem Gefälle von beinah 20% war ein gefürchtetes Hindernis auf dem Weg nach Scharnitz bzw. Seefeld.
Quellenangabe: Hofer, Hansjörg: Telfs – Zirl und Umgebung auf alten Ansichtskarten. Schwarzach: Bücherreihe „Alte Fotos und Ansichtskarten“ 1995.
Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol Lexikon.
Luchner, Laurin: Tirol. Von Kufstein bis Landeck. München: Prestel-Verlag. 1982.
Verfasser/in: Jennifer Moritz
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