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Alpbach
Die Gemeinde Alpbach (974m, 2597 Ew.) im Alpbachtal gehört zum Bezirk Kufstein und liegt auf einer breiten, sonnenverwöhnten Terrasse.
Dort, wo die Alpbacher Ache aus ihrer Schlucht heraustritt, liegt das Dorf Alpbach, zu dem die Ortsteile Inneralpbach und Außeralpbach, mehrere Weiler sowie verstreute Einzelhöfe gehören. Bereits um 1020 wurden in der Gegend die ersten Schwaighöfe des Klosters Seeon angelegt. 1240 wird der Ort „Alpach“ erstmals urkundlich im Bayrischen Herzogurbar erwähnt. Damals bildete Alpbach ein Dorfgericht, das zu Reith gehörte. Im 16. Jahrhundert kam es zum ersten wirtschaftlichen Aufschwung, als unterhalb der Gratlspitze Bergbau betrieben wurde. Einige spätgotische Marmorportale im Dorf erinnern noch heute an diese Blütezeit.
Aufgrund seiner abgeschlossenen geographischen Lage, haben sich in Alpbach viele alte Bräuche erhalten, so zum Beispiel das „Anklöpfeln“ im Advent, ein heidnischer Brauch, der sich als eine Art Orakel verstand. Der typische Alpbacher Holzbaustil konnte sich aus demselben Grund lange durchsetzen. Eine Bauordnung aus dem Jahr 1953 schrieb diese Holzbauweise vor. Sogar einen eigenen Möbelstil entwickelte man in dem abgeschiedenen Dörfchen, den sogenannten „Alpbacher Stil“ der Familie Bletzacher (auch Pletzacher), der sich durch farbenprächtige Bemalungen der Bauernmöbel auszeichnete.
Die Dorfkirche zum Heiligen Oswald entstand um 1500 aus den Überresten der alten St. Oswalds Kapelle, die 1369 erwähnt wird. Der Turm und das Hauptportal waren noch erhalten geblieben. 1724 hat man die Kirche erweitert und dem damals vorherrschenden barocken Stil angepasst.
Seit 1945 ist das Dorf Schauplatz des Europäischen Forums Alpbach, der internationalen zweiwöchigen Hochschultage.
Einige berühmte Persönlichkeiten haben hier ihre Spuren hinterlassen: auf dem Dorffriedhof liegt der österreichische Nobelpreisträger Erwin Schrödinger begraben, die Dichterin Alma Holgersen lebte lange Zeit hier und der Kupferstecher und Einsiedler Franz Margreiter war ein gebürtiger Alpbacher.
Rudolf Greinz hat die Bevölkerung in seinem Buch: „Von Kufstein nach Innsbruck. Eine Wanderung durch das Unterinnthal“ so beschrieben:
„Die „Alpbäcker“ haben sich von jeher von den benachbarten Stämmen streng abgeschlossen, heiraten auch meistens nur unter sich, sind im Volkscharakter vielfach von diesen verschieden und auch an ihrer Mundart gleich erkennbar. Der Charakter eines „Alpbäckers“ ist ziemlich verschlossen, dabei aber schlau und verschmitzt. Taut er einmal auf, dann kann er sehr sarkastisch und witzig werden. Eigenartig ist auch die Alpbacher Tracht, die leider, wie so manche Tiroler Tracht andrer Gebirgstäler, immer mehr verschwindet. Die Männer tragen kragenlose Joppen ohne Knöpfe aus hellgrauem Loden, mit Vorstößen von schwarzem Sammet. Dazu gesellen sich ein roter, mit Goldborten besetzter Brustfleck und ein mit Pfauenfederkielen gestickter Ranzen (Leibgurt). Kurze, schwarzlederne Beinkleider und weiße Strümpfe vervollständigen die Tracht. Auch die Mädchen tragen die hellgraue Lodenjoppe. Das eigenartige an der Alpbacher weiblichen Tracht sind die drei bis vier Ellen langen Wollenstrümpfe, die mehrfach übereinandergestülpt werden und den Waden ein komisches, geradezu kübelförmiges Aussehen verleihen.“ (Greinz, Rudolf: Von Innsbruck nach Kufstein. 1913, S. 122/123)
Quellenangabe: http://www.alpbach.tirol.gv.at
Greinz, Rudolf: Von Innsbruck nach Kufstein. Eine Wanderung durch das Unterinnthal. Stuttgart- Leipzig: Deutsche Verlagsanstalt 1913.
Luchner, Laurin: Tirol. Von Kufstein bis Landeck. München: Prestel-Verlag 1982.
Pfaundler-Spat, Gertud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: Studienverlag 2005.
Verfasser/in: Jennifer Moritz
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