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Forschungsinstitut Brenner-Archiv
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Lexikon Literatur in Tirol
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Ludwig Steub
Geb. 20.02.1812 in Aichach/Obb.; gest. 16.03.1888 in München.
"Tirol ist das Land der Wunder, und man trifft kaum ein Bildstöckel, das nicht seine Mirakel wirkt." (Ludwig Steub. Drei Sommer in Tirol. Stuttgart 1871)
Ludwig Steub, bayrischer Reiseschriftsteller und Jurist, entdeckte seine Begeisterung für Tirol schon in jungen Jahren. 1842 lud ihn ein Verleger dazu ein, für ein geplantes Buch,
Deutschland im 19. Jahrhundert
, die Grafschaft Tirol und Vorarlberg zu schildern. Drei Sommer lang, von 1842 bis 1844, durchwanderte der junge Autor Tirol und Südtirol, suchte persönlichen Kontakt zu Tiroler Schriftstellern und Wissenschaftern, beschrieb Land und Leute in zahllosen Skizzen. Es entstand daraus eines seiner Hauptwerke,
Drei Sommer in Tirol
, ein Klassiker der Reiseliteratur. Das Buch fand bei seinem Erscheinen 1846 nicht die breite Beachtung, die Steub sich dafür erhofft hatte. In Tirol stieß das Werk auf geteilte Meinungen. Manche nahmen Steub seine antiklerikale Haltung übel, andere haderten damit, dass ein Fremder sich als Kenner der Heimat hervor tat. Beda Weber etwa, dessen breit rezipiertes Reisehandbuch
Das Land Tirol
nur wenige Jahre zuvor erschienen war, hielt fest: „Steub ein Bayer von Geburt, jetzt Reisender in Tirol“. Gerade der Blick des Fremden, Steubs Hingeneigtheit zum Gegenstand einerseits, seine kritische Distanz andererseits, die es ihm erlaubte, Beobachtungen mit feiner Ironie zu zeichnen, machen mancher Steubs Texte noch heute lesenswert.
Drei Sommer in Tirol
folgten zahlreiche weitere Schilderungen und Skizzen zu Tirol, das Steub sein ganzes Leben lang zu erkunden und zu beschreiben nicht müde wurde. Einen beachtlichen Teil seiner Texte über Tirol veröffentlichte er zuerst in der
Allgemeinen Zeitung
, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die führende politische Tageszeitung Deutschlands, und trug so erheblich zur touristischen Erschließung Tirols bei. Gerne wird er deshalb als „Pfadfinder Tirols“ und „Vater des Tiroler Fremdenverkehrs“ apostrophiert. Gleichzeitig warnte Steub immer wieder vor den Folgen eines sich damals schon abzeichnenden modernen Tourismus. Schon 1844 regte Steub die Gründung von volkskundlichen Vereinen an und trat für die Sammlung und Erhaltung von Kulturgut und Denkmälern ein. Durch seine Kontakte zu Münchner Kreisen sowie seine langjährige Mitarbeit bei der
Allgemeinen Zeitung
trug Steub auch zur Verbreitung der Tiroler Literatur bei. So führte er etwa Adolf Pichler in die literarischen Kreise Münchens ein, verschaffte ihm einen Verleger und zitierte einige Skizzen aus seinem Erstlingswerk in der
Allgemeinen Zeitung
. Mit Adolf Pichler und auch anderen Tiroler Schriftstellern zerwarf sich Steub im Laufe seines Lebens. Im Alter hatte er den Eindruck weder in Bayern noch in Tirol wahrgenommen worden zu sein und endete seine autobiographischen Aufzeichnungen 1888 mit einem nüchternen Rückblick: „Dies ist mein Leben, ein trübseliges Tableau eines mehr als vierzigjährigen Ringens, das fast nur Nieten, nie einen schönen beneidenswerthen Erfolg eintrug und die Verleger noch mehr verstimmte. Gleichwohl erwecken mir meine Schriften, wenn ich sie hin und wieder durch die Hand gehen lasse, nur freundliche Erinnerungen, denn ich habe sie, abgesehen von dem allerersten Versuche, alle aus ganzem Herzen, mit voller Kraft, in der angenehmsten Aufregung zu Stande gebracht.“
Im September 1898 enthüllte man in Brixlegg ein Steub-Denkmal am „Mühlbichl“. 1929 wurde in Niederndorf am Gasthaus Sebi eine Gedenktafel für Steub angebracht. Steub, häufiger Gast dort, hatte dem Gasthof in seiner Novelle
Die Rose der Sewi
ein Denkmal gesetzt.
Ludwig Steub wird 1812 als Sohn des Verwaltungsbeamten Andreas Steub und seiner Frau Josepha in Aichach in Oberbayern geboren. 1823 übersiedelt die Familie nach München, wo Ludwig Steub das Gymnasium besucht. Er studiert zunächst Philologie, wechselt dann aber zum Studium der Rechtswissenschaften über. Nach seiner Promotion 1834 reist Steub als Regentschaftssekretär des Prinzen Otto von Bayern (nachmalig König von Griechenland) nach Griechenland. 1836 kehrt er nach München zurück, wo er sich als Rechtsanwalt niederlässt. Schon 1841 hatte Steub die Reiseschilderung
Bilder aus Griechenland
veröffentlicht und sich damit als Schriftsteller einen Namen gemacht. Steub veröffentlicht von da an zahlreiche Reiseschilderungen, aber auch Novellen und Erzählungen sowie ethnologisch interessierte Schriften. 1880 wird Steub pensioniert und lebt von da an in München und Tirol.
Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol. 2. vermehrte Auflage. Stuttgart: Cotta 1871.
Ludwig Steub: Sängerkrieg in Tirol. Erinnerungen aus den Jahren 1842 - 1844. Stuttgart: Bonz 1882.
Allgemeine Deutsche Biographie. Hrsg. v. der Historischen Commission bei der königl. Akademie der Wissenschaften. München; Leipzig: Duncker & Humblot 1875–1912. Band 36 (1893), 135–140.
Dreyer, Alois: Ludwig Steub und Tirol. Innsbruck 1912 (Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg, Jahrgang 5, F.3)
Loquai, Franz (Hrsg.): Die Alpen. Eine Landschaft und ihre Menschen in Texten deutschsprachiger Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts. 1. Aufl. München: Goldmann 1996.
Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: StudienVerlag 2005.
Weichslgartner, Alois J.: Schreiber und Poeten. Schriftsteller aus Altbayern und Schwaben im 19. Jahrhundert. Dachau: Verlagsanstalt Bayerland 2001.
VerfasserIn:
Iris Kathan
Texte mit Bezug zu
Achensee
Alpbach
Bielerhöhe
Brixlegg
Eben am Achensee
Galtür
Hochjoch (Schnalskamm)
Hotel Jagdschloss Kühtai
Hotel Scholastika (Achensee)
Imst
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Reutte
Schönberg
Tirol
Tux
Umhausen
Vent
Zell am Ziller
Inhalt: Iris Kathan und Jennifer Moritz
Datenbank- und Webprogrammierung:
Ingrid Hayek