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Forschungsinstitut Brenner-Archiv
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Lexikon Literatur in Tirol
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Johann Gottfried von Herder
Geb. 25.08.1744 in Mohrungen (heute Morag in Polen); gest. 18.12.1803 in Weimar.
„O was
Tyrol
für ein schönes Land ist!“ (Brief an Caroline Herder, 29.08.1788)
Anfang August 1788 reist Herder mit dem Trierer Domherrn Friedrich von Dalberg nach Italien. Goethe war zwei Jahre zuvor nach Rom aufgebrochen, nun hatte Herder die Gelegenheit, es seinem Freund gleichzutun. Die Reise führt über Bamberg, Augsburg, Innsbruck, Verona, Ancona und Spoleto bis nach Rom. Im Juni des darauffolgenden Jahres tritt Herder die Rückreise über Florenz und Venedig an. In Briefen aus den Jahren 1788/89 schildert Herder seine vielfältigen Reiseeindrücke, die er u. a. auch von Tirol mit nach Hause nimmt.
Herder wächst im ostpreußischen Mohrungen als Sohn eines Schullehrers und Kantors auf. Durch seine pietistisch-lutherischen Eltern und die Arbeit im Dienst des Stadtdiakons Trescho wird ihm eine sehr fromme und religiöse Erziehung zuteil. Als junger Mann, der eine solide Ausbildung genossen hat, verlässt er mit 18 Jahren seine Heimatstadt und geht mit einem russischen Regimentsarzt nach Königsberg, um dort Chirurgie zu studieren.
In Königsberg erkennt Herder bald, dass er für das Medizinstudium nicht geeignet ist und widmet sich dem Studium der Theologie. Durch das fleißige Studium der Schriften Rousseaus und die Bekanntschaft mit dem Philosophen Immanuel Kant, der als Universitätsdozent in Königsberg tätig ist, entdeckt Herder seine Liebe zur Philosophie. Die Freundschaft mit dem deutschen Schriftsteller und Philosophen Johann Georg Hamann prägt die geistige Entwicklung des jungen Theologiestudenten.
1764 wird Herder als Lehrer an die Domschule nach Riga berufen. Ab 1765 ist er dort auch als Prediger und später als Schriftsteller tätig und beschäftigt sich vorwiegend mit Literaturkritik. Durch seine Tätigkeit und die rege Anteilnahme am öffentlichen Leben in Riga wird er in der Stadt schnell bekannt und hat bald Zugang zu den vornehmeren Zirkeln.
1769 quittiert Herder seinen Dienst in Riga und tritt mehrere Reisen an, die ihn nach Nantes, Paris, Brüssel, Antwerpen, Den Haag und Hamburg führen. In Nantes verfasst er das
Journal meiner Reise im Jahre 1769
, ein Zeugnis seiner Reiseeindrücke und gleichzeitig ein schonungsloses Selbstbekenntnis. Um sein angeborenes Augenleiden zu kurieren, geht Herder 1770 nach Straßburg und lernt dort den jungen Goethe kennen, mit dem ihn eine lange, sich gegenseitig befruchtende Freundschaft verbindet. 1773 vermählt er sich mit Caroline Flachsland, die ihm fünf Kinder schenkt. Drei Jahre später zieht Herder mit seiner Familie nach Weimar, wo er bis an sein Lebensende bleibt. Neben seiner Arbeit als Generalsuperintendent widmet er sich voll und ganz der Schriftstellerei. Sein Werk besteht aus Schriften zu Schulfragen, Aufsätzen und Monografien mit theologischen, geschichtsphilosophischen und literaturkritischen Inhalten, darunter einige Preisschriften, sowie aus einer Sammlung von Volksliedern in zwei Teilen. Sein Hauptwerk sind die
Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit
, die er 1791 vollendet.
Johann Gottfried von Herder: Brief 15. und 115. An Caroline Herder. In: Herders Reise nach Italien. Herders Briefwechsel mit seiner Gattin, vom August 1788 bis Juli 1789. Herausgegeben von Heinrich Dützer und Ferdinand Gottfried von Herder. Gießen: Ricker 1859.
Johann Gottfried Herder: Brief 19. An seine Kinder. In: Hahn, Karl-Heinz (Hrsg.): Johann Gottfried Herder. Briefe. Gesamtausgabe 1763–1803. Bd. 6: August 1788 – Dezember 1792. Bearbeitet von Wilhelm Dobbek und Günter Arnold. Weimar: Böhlau 1981.
Baur, Ernst: Johann Gottfried Herder. Leben und Werk. Stuttgart: Kohlhammer 1960 (Urban-Bücher, 48).
Behringer, Wolfgang: Südtirol à la Carte. Reisehilfsmittel für Reisende zwischen Deutschland und Italien. In: Rachewiltz, Siegfried de (Hrsg.): Der Weg in den Süden. Attraverso le Alpi. Reisen durch Tirol von Dürer bis Heine. Appunti di viaggio da Dürer a Heine. Eine Ausstellung des Landesmuseums Schloß Tirol in Zusammenarbeit mit den Kulturabteilungen der Autonomen Provinz Bozen/Südtirol. Mostra a cura del Museo Provinciale di Castel Tirolo in collaborazione con le Ripartizioni alla Cultura della Provincia Autonoma di Bolzano – Alto Adige. 02.08.98 – 06.11.98. Meran: Landesmuseum Schloß Tirol 1998, S. 27–45.
Dietze, Walter: Johann Gottfried Herder. Abriß seines Lebens und Schaffens. Berlin; Weimar: Aufbau-Verlag 1980.
Kantzenbach, Friedrich Wilhelm: Johann Gottfried Herder in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1970 (Rowohlts Monographien, 164).
VerfasserIn:
Christiane Oberthanner
Texte mit Bezug zu
Hofkirche (Innsbruck)
Inn
Innsbruck
Martinswand und Maximiliangrotte
Inhalt: Iris Kathan und Jennifer Moritz
Datenbank- und Webprogrammierung:
Ingrid Hayek