Robert Musil verbringt seine Sommeraufenthalte immer wieder in Tirol und Südtirol. Er kann hier gut arbeiten, und – nicht unwesentlich für Musil, der sich immer wieder in einer prekären finanziellen Lage befindet – Tirol ist im Vergleich zu anderen Sommerfrischeorten auch noch relativ günstig. So hält er sich 1907, 1911 und 1921 in Steinach am Brenner auf. Als er 1908 an der Erzählung Der Schutzengel bzw. Der Dämon arbeitet (später Die Versuchung der stillen Veronika), siedelt er die Handlung zunächst in Steinach an, dem Ferienort der Familie Musil. 1927 logiert er gemeinsam mit seiner Frau Martha in Ötz und konstatiert, er arbeitet gerade an seinem großen Roman, in einem Brief an Johannes von Allesch: „Die Luft hat meinem Roman gut getan“. Auch im Sommer 1928 ist Ötz Ort eines längeren Arbeitsaufenthalts. Bei einer Umfrage der Deutschen Zeitung Bohemia am 26. August 1928 über die sommerlichen Aufenthaltsorte von Schriftstellern gibt Musil Auskunft: „Ich verbringe den Sommer in Ötz. Hauptsächlich in meinem Zimmer im guten alten Posthotel Kaßl, nebensächlich auf den Bergen. Denn ich muß leider einen zweibändigen Roman zu Ende führen, der im Frühjahr erscheinen soll und Der Mann ohne Eigenschaften heißt.“

Im Ersten Weltkrieg ist Musil in Südtirol und an der italienisch-serbischen Front stationiert. Zunächst verschlägt es ihn zur Grenzsicherung ins Ortlergebiet, genauer in die Festungsanlagen von Gomagoi und Trafoi, wo er bis Januar 1915 bleibt. Als Adjutant im Landsturm-Infanteriebataillon 169 hält Musil von Januar bis zur Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn Zwischenstopp in den trientinischen Städten Pergine und Levico. Auch seine Stieftochter Annina sowie Martha sind vor Ort. Mit der Kriegserklärung Italiens am 23. Mai 1915 wird die Landsturm-Infanterieeinheit 169 zum Kampfeinsatz verlegt. Es geht von Pergine, das am Eingang des Fersentals liegt, in die Ortschaft Palai am Talende. Die Landschaft macht auf Musil großen Eindruck. Auch anderes. Hier lernt er die Bäuerin Lena Maria Lenzi kennen. Die Liebesbeziehung zu ihr verarbeitet er in der Novelle Grigia (1921), die 1924 als Teil des Zyklus Drei Frauen erscheint. Musil scheut sich nicht die Identität seiner Sommerliebe in der Novelle preiszugeben: „Sie hieß Lene Maria Lenzi; das klang wie Selvot und Gronleit oder Malga Mendana, nach Amethystkristallen und Blumen, er aber nannte sie noch lieber Grigia, mit langem I und verhauchtem Dscha, nach der Kuh, die sie hatte, und Grigia, die Graue rief.“
Seinen literarischen Niederschlag fand der Sommer im Fersental nicht nur in der Novelle Grigia und sondern auch in der Erzählung Die Durstigen (1924).
Die Landsturm-Infanterieeinheit 169 wird im November 1915 vom Fersental abkommandiert. Im März des darauffolgenden Jahres erkrankt Musil schwer und wird von der Front abgezogen. Im Mai 1916 kehrt er nach Südtirol zurück, wo er in Bozen seinen Dienst bei der Auszeichnungstruppe des Heeresgruppenkommandos Erzherzogs Eugen antritt. Beinahe ein Jahr lebt er in der Villa Isidora bei Gries in Bozen. Auf Burg Runkelstein siedelt er die Novelle Die Portugiesin an.