Im Sommer 1827 begibt sich die in Weimar lebende Schriftstellerin Charlotte von Ahlefeld auf eine Reise durch Österreich. Tirol versucht sie für damalige Verhältnisse umfassend zu besichtigen, indem sie vom Achenpass kommend durch das Unter- und Oberinntal reist, über den Reschenpass nach Südtirol fährt, von wo aus sie ihre Reise weiter durch Osttirol nach Kärnten führt. Immerhin 10 Tage zählt ihr Tirol-Aufenthalt. Ihre Reiseeindrücke veröffentlicht sie im darauf folgenden Jahr unter dem Titel Tagebuch auf einer Reise durch einen Theil von Baiern, Tyrol und Oestreich von der Verfasserin der Erna, Felicitas, Amadea, dem Römbildstift u. s. w. Ahlefeld ist gebildet und als Adelige reist sie komfortabel. In Tirol findet sie eine idealtypische, arkadische Landschaft. Lebhaft werden ihre Schilderungen dort, wo sie von Begegnungen mit Menschen schreibt.
Ihrem Reisebuch vorangestellt ist ein Vorwort, das in erster Linie dazu dient, die eigene Veröffentlichung zu legitimieren. Die flüchtigen Bilder der Erinnerung habe sie festhalten wollen, die sich ins Gedächtnis graben würden bloß wie der Griffel sich in eine Schiefertafel gräbt. Und es wären dann Freunde gewesen, die sie zu einer Veröffentlichung der persönlichen Reisenotizen gedrängt haben. Um möglicher Kritik vorzubeugen und Rollenerwartungen zu entsprechen, versteckt sich die Autorin hinter der Maske der Naivität. Nicht einen Kunstführer zu schreiben ist ihre Intention (denn „anatomisch zu zergliedern“, ästhetische Urteile zu fällen, das sei der Frauen Sache nicht). Deshalb „erwarte [sich der Leser] überhaupt nur das einfache Auffassen des wirklich Erlebten, Gesehenen und Empfundenen und allenfalls eine flüchtige Unterhaltung, durchaus aber keine Belehrung in diesem Büchlein[.]“