Norbert Conrad Kaser wird 1947 in Brixen geboren. Im Pförtnerhäuschen der Schafwollwarenfabrik Moessmer in Bruneck, der Arbeitsstätte seines Ziehvaters Franz Kaser, wächst er auf. Im Lyzeum zunehmend mit dem Normensystem der Institution Schule hadernd, scheitert er zweimal an der Matura. Ohne Oberschulabschluss zieht Kaser 1967 nach Laas im Vinschgau, wo er als Hilfslehrer arbeitet, eine Tätigkeit, zu der er immer wieder zurückkehren wird. In dieselbe Zeit fällt Kasers „eintritt in die literatur“ (wie er ihn in einem Lebenslauf selbst für sich markierte), er veröffentlicht erstmals in der linken Südtiroler Zeitschrift die brücke und verfasst seinen ersten Gedichtband, probegaenge, den er selbst anfertigt und an Freunde verteilt. Zwischen 1967 und 1970 entstehen acht solcher Sammlungen. Nachdem er im Herbst 1968 in ein Kapuzinerkloster eingetreten war, dieses aber schon nach einem halben Jahr wieder verlassen hatte, sich im Frühsommer ein letztes Mal der Reifeprüfung unterzogen hatte, die er nun auch bestand, erregt er im August 1969 öffentliches Aufsehen mit einer polemischen Rede in der Brixener Cusanus-Akademie über die jüngste Südtiroler Literatur. Kaser kritisiert in seinem Vortrag die in Südtirol überwiegend konservativen literarischen Traditionen samt ihren vermittelnden Kulturinstanzen. Ein Studium der Kunstgeschichte in Wien bricht er, er fühlt sich in der Einsamkeit der Metropole nicht wohl, bald wieder ab. Zurück in Südtirol arbeitet er als Volksschullehrer unter anderem in den Bergdörfern Vernuer (1971–1972) und Flaas (1973–1975). Ohne Lehrbefähigung ist er zu häufigen Ortswechseln gezwungen. Kasers Begeisterung für das Unterrichten und die Arbeit mit Kindern fließt in Form von Märchen, Fabeln, auch Kindergedichten in sein Werk ein. Besonders prägen Kasers Arbeit die Auseinandersetzung mit der nahen italienischen Kultur und Sprache (er übersetzt Franco Fortini, Umberto Saba, Salvatore Quasimodo), mit Landschaften, Orten und Kunstwerken, die sein Schreiben initiieren wie auch sein Engagement für die ihn umgebende lokale Realität. Der 31jährige Kaser stirbt im August 1978 an den Folgen einer durch Alkoholismus bedingten Leberzirrhose. Seiner Arbeit wurde zu Lebzeiten kaum Anerkennung gezollt.