Adolf Pichler wird 1819 in Erl geboren und verlebt seine Kindheit in Scharnitz, Leitenhofen, Weißenhaus und Vils. Nach dem Besuch des Akademischen Gymnasiums in Innsbruck beginnt Pichler 1840 an der Universität Jura, klassische und neuere Sprachen und Literaturen (bei Alois Flir) sowie Philosophie zu studieren und gründet die literarischen Vereine „Eiche und Buche“ und den „Verein der Nibelungen“. 1842 studiert Pichler Medizin in Wien, hauptsächlich interessieren ihn aber die naturwissenschaftlichen Fächer. Darüber hinaus hat er Kontakte mit Schriftstellern wie Friedrich Hebbel und Franz Grillparzer. Er hält aber auch weiterhin engste Beziehungen zu Tirol und gibt 1846 die Anthologie Frühlieder aus Tirol heraus, die u.a. Gedichte von Hermann von Gilm enthält.
1851 wird Pichler zum ordentlichen Lehrer an das Obergymnasium in Innsbruck berufen, wo er Deutsch und Naturgeschichte unterrichtet. 1867 wird Pichler zum ordentlichen Professor für Mineralogie und Geologie an der Universität Innsbruck ernannt, diesen Lehrstuhl hat er bis 1890 inne.
Bekannt wird Pichler aber weit mehr durch seine literarischen Werke, seine Gedichte und „kräftigen Sprüche“ und Epigramme, vor allem aber durch seine Schilderungen und Erzählungen. Die besondere Eigenart und Kraft beziehen diese Arbeiten aus der engen Verbindung von profunden naturwissenschaftlichen Kenntnissen mit seinem an der Klassik geschulten und doch „eigenen“ Stil, die Tiroler Landschaften und Menschen in einer seltsamen Klassizität erscheinen lässt. Pichler schildert Begegnungen und Erfahrungen mit Originalen des Landes: Bauern, Hirten, Jägern, Holzknechten, Wilderern, Schmugglern, Einsiedlern, er verwebt darin das Sagengut ebenso wie Erzählungen über die Ereignisse der Freiheitskriege, nichts verbindet ihn jedoch mit jener Heimatliteratur, die später in die „Blut- und Boden“-Dichtung mündet, er sieht auch das soziale Elend und erkennt früh die Möglichkeiten, die der Fremdenverkehr bietet. Noch zu seinen Lebzeiten wird Pichler beinah zu einem Kultobjekt, sowohl Liberale, Deutschnationale als auch (seltener) Konservative versuchen, ihn für sich zu vereinnahmen.