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Alfred Strobelvon Ursula A. Schneider Geb. 19.06.1897 in Innsbruck; gest. 03.04.1976 in Innsbruck.
Alfred Strobel wurde in Innsbruck geboren, wo sein Vater eine Buchbinderei und Kartonagenfabrik besaß. Er besuchte die Oberrealschule, an der er die Matura ablegte. 1916 trat er die Arbeit in der Redaktion der „Innsbrucker Neuesten Morgenzeitung“ an. Die Zeitung wurde 1917 von den „Innsbrucker Nachrichten“ übernommen (ein in der Tendenz großdeutsches Blatt). Dort entwickelte sich Strobel zum Kulturredakteur. Daneben wirkte er im deutschen „Verein für das Deutschtum im Ausland“ mit, vor allem in Bezug auf Südtirol. (Dieser Verein hatte nach heutigen Einschätzungen wesentlichen Einfluss auf die NS-Volkstumspolitik.)
Von vermutl. 1933 bis 1944 war er Leiter – nach eigener zeitgenössischer Aussage „Hauptschriftleiter“ – des „Kulturdienstes“ des „Deutschen Nachrichtenbüros“ in Berlin (der Presseagentur des „Dritten Reiches“; es unterstand dem Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda). 1944 übernahm er das „Bozner Tagblatt“ als Chefredakteur. Alle Berichte, die Strobels Verhaftung 1945 erwähnen, streichen heraus, dass er zuvor von der amerikanischen Besatzungsverwaltung entlastet worden war und von den italienischen Behörden interniert wurde. Er hielt sich bis 1948 in den Lagern für Zivilinternierte in Fossoli, Farfa Sabina und Le Fraschette auf. (Die „Tiroler Tageszeitung“ bezeichnet 1972 in einem kurzen Lebenslauf Strobels diese Lager als „Konzentrationslager“.)
Auf Betreiben u.a. des Geistlichen Michael Gamper, ab 1945 Leiter der Südtiroler Zeitung „Dolomiten“, wurde Strobel 1948 bedingt nach Rom entlassen. Dort wirkte er, wie schon zuvor im Lager, als Korrespondent für deutsche und österreichische Zeitungen, für die Deutsche Presseagentur, für die Zeitung „Dolomiten“ und für Radio Vatikan. 1951 aus Italien ausgewiesen, arbeitete Strobel, in Innsbruck wohnhaft, für diverse Zeitungen konservativer und katholischer Tendenz (u.a. „Tiroler Tageszeitung“, „Dolomiten“, „Tiroler Volksbote“, „Die Wochenpost“, „Rundschau für Tirol und Vorarlberg“) und Zeitschriften (u.a. „Berge und Heimat“) sowie für das Radio (Sendungen „Weltwirtschaftliche Rundschau“). Er schrieb gleichermaßen über kulturelle wie politische Themen. Seine politischen Artikel beschäftigten sich vielfach mit dem Thema Südtirol und erschienen häufig als Kommentare auf Seite 1.
Daneben lagen in der von ihm selbst angelegten Sammlung eigener Beiträge Berichte zu so verschiedenen Interessensgebieten wie Pappelpflanzungen oder die Rosenkranzandacht vor. Auch Artikel wie „Du und ich – wir alten Kameraden. Panzer rollten in Afrika vor ... bis El Alamein“ (1952 in „Tiroler Tageszeitung“ und „Wochenpost“) gehörten zu seinem Profil als Journalist. 1955 übernahm er die Leitung der Kulturredaktion der „Tiroler Tageszeitung“ und bestimmte von diesem Zeitpunkt an das kulturelle Klima in Tirol wesentlich mit.
1962 erhielt er das Silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich, 1966 wurde er vom Bundesminister Piffl-Percevic zum Prof. h.c. ernannt, 1972 erhielt er das Verdienstkreuz des Landes Tirol, 1973 machte ihn die Tiroler Künstlerschaft zum Ehrenmitglied. Vermutlich 1972, mit 75 Jahren, ging er in Pension. Mahnungen der evangelischen Gemeinde in Innsbruck belegen Strobels Religionszugehörigkeit. Die „Tiroler Tageszeitung“ veröffentlichte an seinem 75. Geburtstag einen ehrenden Artikel, in dem es in guter alter Tradition hieß: „Und weil er u.a. glaubte, dass Kunst [...] von Können und nicht von Probieren kommt, geriet er zeitweise auch in den Verdacht, nicht mehr ‚genug modern’ zu sein. Heute aber [...] erlebt Prof. Strobel in seinem 75. Lebensjahr die langsame Wiedergeburt eines Kunstbegriffes, der eben Leistungen von Experimenten zu trennen weiß und die Inanspruchnahe des ‚Schöpferischen’ vom Kunstgewerbe bis hinunter zu Raspelliteratur für ein Symptom des Niederganges hält und den Niedergang wiederum nicht als Untergang, sondern nur als Übergang betrachtet zu bereicherten Begriffen und Vorstellungen hin.“
- Religiöse Symbolik in der Kunst unserer Zeit. In: Bergland. Jg./Nr. IX/12, 1927, S. 52-56
- Zum Lob des Weines. In: Bergland. Jg./Nr. X/9, 1928, S. 15-18
- Innsbrucks Altstadt. In: Bergland. Jg./Nr. 14/11, 1932, S. 13-17; 56-60
- Stätten des Volksglaubens in den Bergen. In: Bergland. Jg./Nr. 14/5, 1932, S. 27-33
- Bergkirchen als Stätten hoher Kunst. In: Bergland. Jg./Nr. 15/5, 1933, S. 23-28; 45-46
- Alle Zeitungsartikel nach 1945 im Nachlass Strobel. . Zur Bibliographie.
Sekundärliteratur (Auswahl)
- hö. [Hans Hömberg?]: Alfred Strobel ein Fünfundsechziger. In: Tiroler Nachrichten. 19.06.1962, S. 3
- Alfred Strobel 65 Jahre alt. In: Tiroler Tageszeitung. 19.06.1962, S. 3
- Nayer, M.: “Ich will nicht reden, ich schreibe nur”. Die Tiroler Landesregierung ehrte den alten „Realschüler“, Kulturredakteur Alfred Strobel. In: Tiroler Tageszeitung. 20.06.1962, S. 4
- Nayer, M.: Silbernes Ehrenzeichen der Republik für „TT“-Kulturredakteur Alfred Strobel. In: Tiroler Tageszeitung. 06.12.1962, S. 3
- Alfred Strobel – Prof. h.c. In: Tiroler Tageszeitung. 19.11.1966, S. 5
- Prof. Alfred Strobel – 75 Jahre. In: Tiroler Tageszeitung. 19.06.1972, S. 7
- F. H. R.: Wir gratulieren. Prof. Alfred Strobel 75 Jahre vollendet. In: Dolomiten. 07.07.1972, S. 9
- Tiroler Kunstfreunde geehrt. In: Tiroler Tageszeitung. 24.02.1973, S. 14
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