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Anton PlattnerGeb. 03.11.1787 in Zirl; gest. 27.01.1855 in Brixen.
Plattner war als Kind Schafhirte in seinem Heimatort, absolvierte das Gymnasium in Hall und studierte Theologie in Innsbruck. Neben seinem Studium arbeitete er in einem Militärbüro auf der Hauptwache. 1809 kämpfte er als Hauptmann einer Kompanie Freiwilliger aus dem Gerichte Hörtenberg u.a. bei der Erstürmung der Innbrücke am 12. April, bei den Bergiselschlachten und beim Gefecht an der Martinswand am 3. November. Vermutlich nach einem damaligen Tagebuch verfasste er 1851 die Aufzeichnung zur 3. Bergiselschlacht. Nach dem Ende der Kämpfe begab sich Plattner ohne Pass und Geld, nur mit seinen Schützen- und Studienzeugnissen auf Reisen. Über Bayern kam er bis nach Böhmen und Ungarn. Er kehrte im Spätherbst 1810 nach Tirol zurück, wo er seinen Eltern beim Wiederaufbau des im Krieg abgebrannten Hauses half. Er setzte seine Studien fort und wurde 1818 zum Priester geweiht. In verschiedenen Orten des Inntals wirkte er nun als Aushilfspriester, ging dem Waidwerk nach, begann aber auch Gedichte zu schreiben, in der Hauptsache mit religiösen und moralischen Inhalten.
Bald zeigten sich aber Anzeichen von einer Geisteskrankheit, er begann unter Verfolgungswahn zu leiden. In Jerzens, wohin er 1826 versetzt worden war, flüchtete er ins Gebirge. Nach langem Suchen fand man ihn mit blutenden Füßen im Walde bei Tarrenz. Im Jahre 1828 trat er teilweise ganz aus dem Pfarrdienst aus und lebte wieder in Zirl. 1830 wurde er erstmals nach Brixen zur Rechtfertigung gerufen, man sah aber bald, dass er unter "Geistererscheinungen und nächtlichen Geisterverfolgungen" (Meßmer, S. 214) zu leiden hatte und wies ihn 1832 in die Irrenanstalt in Hall ein; 1833 wurde er wieder als geheilt nach Zirl entlassen. Dort privatisierte er, melancholisch gedrückt in den Herbst- und Wintermonaten, aufblühend, wenn die Natur wieder erwachte und er sich im Freien bewegen konnte. Meßmer nennt dies "eine Art Naturbesessenheit und Naturtrunkenheit" (S. 215) und weiß von der besonderen Kenntnis Plattners von der Vogelwelt zu berichten. Diese seine Lebensweise fand naturgemäß in der Bevölkerung aber auch beim geistlichen Stand wenig Zustimmung. 1839 wurde er wieder nach Brixen vorgeladen, flüchtete aber im Juli Richtung Heimat in die Brunnthaler Mähder (Im Bruntl) oberhalb von Zirl. Dort entstand das Gedicht Meine Ankunft und erste Nacht im Gebirge und die bewegenden Aufzeichnungen. Plattner baute sich eine Hütte und lebte von dem, was er im Wald fand oder mildtätige Menschen aus dem Dorf mitbrachten. Vielen war er ein öffentliches Ärgernis. Als ihm schließlich doch das Unhaltbare seiner Lage bewusst wurde und er in einem Pfarrhaus Aufnahme zu finden versuchte, gelang ihm dies nicht mehr. Im Oktober wurde er wieder nach Brixen gebracht, wo er zwei Jahre verblieb. Erträglich wurde ihm dieser Aufenthalt durch die ausgedehnten Spaziergänge, die er in der Umgebung von Brixen unternahm. 1842 wurde Plattner wieder in der Seelsorge eingesetzt, und zwar in Bruneck, doch schon nach kurzer Zeit flüchtete er wieder ins Hochgebirge von Zirl und als er dort unter tätlichen Verfolgungen zu leiden hatte, reifte sein Entschluss, als Seelsorger nach Amerika auszuwandern. Übers Karwendel wanderte er nach Bayern, über München nach Würzburg und gelangte bis Mainz, wo er sich Auswanderern als Kaplan anschließen wollte. Da er ohne Ausweis unterwegs war, scheiterte dieses Unternehmen. Durch Baden-Württemberg gelangte er über Vorarlberg im Spätherbst wieder nach Tirol. Als Aushilfspriester verbrachte er nun vier Jahre in Zams und Fließ. Als er in einem Weiler bei Fließ erneut seine Hütte aufschlagen wollte, wurde er 1846 wieder nach Brixen verbracht, wo er bis zu seinem Todes als Messeleser in Stufels wirkte. In seinem Zimmer hielt er Vögel, statt eines Bettes breitete er sich "grüne Taxen unter und deckte sich mit einem alten Rocke zu, in diesem Waldbett schlief er bis zum letzten Tag vor seinem Tode." (Meßmer, S. 261)
- [Die 3. Bergiselschlacht]; Meine Ankunft und erste Nacht im Gebirge; Meine Gedanken und Gefühle in der ersten Abendstund, als ich mich im Jahre 1839 in den Wald flüchten mußte; Gedichte. In: Meßmer, Alois: Reiseblätter gesammelt zwischen Venedig und Amsterdam. Mit einem doppelten Anhang: I. A. Plattner, ein Lebensbild. II. Gedichte. Bd. 3. Innsbruck: Wagner 1858, S. 190-195, 223f, 224-228, 264-275
- Meine Ankunft und erste Nacht im Gebirge [Gedicht]. In: Adolf Pichler: Tirols Antheil an der deutschen National-Literatur. In: Literaturblatt. Wochenschrift für das geistige Leben der Gegenwart. Hg. Anton Edlinger. Wien: Zamarski Jg./Nr. 22, 1878, S. 711
- Mein Plätzchen und Hüttlein im Walde; Am Morgen [Gedichte]. In: Liederfrühling aus Tirol. Hg. Rudolf Heinrich Greinz. Leipzig: Haessel 1889, S. 173f., 175
- Marienlied. In: Österreichische Lyrik aus neun Jahrhunderten. Ausgewählt und hg. von Wulf Stratowa. Wien: Neff 1948, S. 99f
Sekundärliteratur (Auswahl)
- Meßmer, Alois: Anton Plattner (Ein Lebensbild). In: Tiroler Schützenzeitung. Jg./Nr. 36, 26.03.1855, S. 155f (Info)
- Meßmer, Alois: Reiseblätter gesammelt zwischen Venedig und Amsterdam. Mit einem doppelten Anhang: I. A. Plattner, ein Lebensbild. II. Gedichte. Bd. 3. Innsbruck: Wagner 1858, S. 185- 263
- In: Wurzbach, Constantin von: Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich. Band 22. Wien: K. k. Hof. und Staatsdruckerei 1870, S. 405-407
- Anton Plattner. In: Adolf Pichler: Tirols Antheil an der deutschen National-Literatur. In: Literaturblatt. Wochenschrift für das geistige Leben der Gegenwart. Hg. Anton Edlinger. Wien: Zamarski Jg./Nr. 22, 1878, S. 711-712
- In: Liederfrühling aus Tirol. Hg. Rudolf Heinrich Greinz. Leipzig: Haessel 1889, S. 18f.
- Greinz, Rudolf: Deutsche Dichtung in Tirol. In: Conversations-Blatt. Beiblatt zum Regensburger Tagblatt. Regensburg Jg./Nr. 60, 20.05.1892
- Anton Plattner. In: Pichler, Adolf: Zur neueren deutschen Dichtung in Tirol. In: Österreichisch-Ungarische Revue. Separatdruck. Jg./Nr. XIII/2+3, 1892, S. 20-21
- Anton Plattner. In: Erstes biographisch-literarisches Schriftstellerlexikon von Tirol. Hg. P. Vinzenz Gasser, O.S.B.. Band III. 1896, S. 86-87
- [Meßmer, Alois]: Anton Plattner. In: Tirol's Kunst- & Geistesleben (Beiblatt zum Tiroler Wastl). Jg./Nr. 1, 28.10.1900, S. 1-3 (Info)
- Niggl, Anton: Verkannt und vergessen. Biographische Skizzen (A. Plattner und J. G. Obrist). Innsbruck: Tiroler Verlag (F. J. Gaßner) [1902] (S. 5-36)
- Weber, J: Aus dem Leben eines Sonderlings. In: Neue Tiroler Stimmen. Jg./Nr. 187, 1905 (Info)
- Prantl, Norbert: In: Heimat Zirl. Ein Heimatbuch. Innsbruck: Wagner 1960 (Schlern-Schriften 212), S. 388-390
- In: Bio-bibliographisches Literaturlexikon Österreichs. Hg. Hans Giebisch, Gustav Gugitz. Wien: Hollinek 1964, S. 304
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