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Institut für Erziehungswissenschaft Institut für Erziehungswissenschaft

Dr. Tove Soiland Dr. Tove Soiland

603029

Geschichte, Konzepte und Begriffe kritischer Geschlechterforschung: Gesellschaftstheorie

KU 2

5

14tg.

keine Angabe

Deutsch

Die Lehrveranstaltung will es den Teilnehmenden ermöglichen, die gesellschaftliche Bedingtheit ihrer Position als Frauen und Männer zu reflektieren. Sie will damit der gegenwärtigen Tendenz zur Individualisierung, der gemäss jede und jeder selber für seine oder ihre Gleichstellung verantwortlich sein soll, etwas entgegensetzen. Sie fragt damit nach jenen Mechanismen, die die geschlechtliche Hierarchisierung oftmals gegen den Willen der Beteiligten und sozusagen hinter ihrem Rücken weiter aufrechterhalten. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den Verschiebungen, die die vormals von der Frauenbewegung selbst erhobenen Forderungen durch ihre Integration in eine neoliberal eingefärbte Geschlechterpolitik erfahren. Vor dem Hintergrund von ökonomischen Veränderungen, die es notwendig machen, dass auch Frauen erwerbstätig sind, scheint die Flexibilisierung des eigenen Rollenverhaltens eher den Erfordernissen des Arbeitsmarktes zu entsprechen als dem Wunsch nach einer tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter. Der Kurs vermittelt deshalb auch Kenntnisse über die immer auch ökonomischen Dynamiken der Reproduktion ungleicher Geschlechterverhältnisse und bietet darüber hinaus die Möglichkeit zur kritischen Reflexion von Individualisierungstendenzen in den gegenwärtigen Gender Studies selbst.

Die Kritische Geschlechterforschung geht auf die Zweite Frauenbewegung zurück, die im Umfeld der sozialen Bewegungen von 1968 entstanden ist. Junge Studierende sehen sich heute deshalb mit einer bereits über 40-jährigen Geschichte konfrontiert, in welcher die Frauenbewegung sich ausdifferenzierte und sich auch in Form einer eigenen Theoriebildung, der sogenannten Feministischen Theorie, weiterentwickelt hat. Die Frauenbewegung und in der Folge die Feministische Theorie widmeten sich von Anfang an so unterschiedlichen Themen wie Sexualität, reproduktive Selbstbestimmung und insbesondere auch der bis heute andauernden ökonomischen Ungleich zwischen den Geschlechtern. In unserem Kurs legen wir den Schwerpunkt auf die ökonomische Ungleichheit und bringen sie in Zusammenhang mit der nach wie vor bestehenden Aufteilung der für die Gesellschaft notwendigen Arbeit in Lohnarbeit und, meist in Haushalten erbrachten, nicht-entgoltener Arbeit. Ein an Marx orientierter Flügel der Frauenbewegung stellte zu Beginn der 1970er Jahre die Frage nach de Bedeutung dieser meist von Frauen verrichteten Haus-, Erziehungs- und Pflegearbeit für die Funktionsfähigkeit der kapitalistischen Produktion. Ausgehend von dieser sog. Hausarbeitsdebatte gehen wir der Frage nach, wie diese Thematik heute unter dem Stichwort ‚Care’ in der Feministischen Ökonomie wieder aufgenommen wird.

Die Lehrveranstaltung setzt sich aus Vorlesung und Lektüre von Aufsätzen und dem Erarbeiten des Textverständnisses zusammen. Der gemeinsamen Diskussion soll im Kurs ebenso breiten Raum gegeben werden wie der gemeinsamen Erarbeitung des Verständnisses theoretischer Konzepte und Überlegungen. Die vorbereitende Lektüre der Aufsätze ist zwingend, ohne sie kann der Kurs nicht mit Gewinn absolviert werden.

10-seitige Seminararbeit; Voraussetzung für die Abfassung einer Seminararbeit ist die regelmässige Teilnahme am Kurs und die Lektüre aller im Kurs besprochenen Texte!

Zur Einführung in die Thematik: Winker, Gabriele, 2007: Traditionelle Geschlechterordnung unter neoliberalem Druck. Veränderte Verwertungs- und Reproduktionsbedingungen der Arbeitskraft. In: Winker, Gabriele / Groß, Melanie (Hg.): Feministische queere Kritiken neoliberaler Verhältnisse. Münster, S. 15-50 Die weitere Literatur ist als Reader in der Studia am Herzog-Sigmund-Ufer 15 ab dem 12. Oktober zu beziehen

Beginn: Oktober