603333 Aktive Fankulturen zwischen gesellschaftlicher Repression und subkultureller Expression

Sommersemester 2013 | Stand: 14.09.2023 LV auf Merkliste setzen
603333
Aktive Fankulturen zwischen gesellschaftlicher Repression und subkultureller Expression
SE 2
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keine Angabe
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Deutsch
Am Beispiel des Fußballsports und dessen Zuschauerkultur diskutiert das Seminar die Konfliktlinie einer von staatlicher Repression und massenmedial verbreiteter Moralpaniken begleiteten Durchsetzung sozialer Verhaltensstandards innerhalb der Gesellschaft und damit in Zusammenhang stehenden sozialen Protesten. Um zugrundeliegende gesellschaftliche und politische, nicht zuletzt subkulturelle Motive und Logiken erkennen und bewerten zu können, werden in der Lehrveranstaltung vor dem Hintergrund soziologischer und sozialpsychologischer Theorien und Ansätze aktuelle empirische Beispiele aus dem Bereich des Profi-Fußballs in Österreich und Europa analysiert, in denen sich die Divergenz zwischen Sicherheitsdiskursen und repressiven Maßnahmen sowie damit verbundenem Protestverhalten einer überwiegend jugendlichen Subkultur manifestiert.
Im soziokulturellen Feld des Zuschauersports Fußball spiegeln sich aktuelle gesellschaftspolitische, respektive sozialwissenschaftliche Diskurse sowohl über soziale Verhaltensstandards und die Stigmatisierung jugendlicher Subkulturen und anderer Gruppen mit deviantem Verhalten als auch über darauf reagierende Formen jugendkulturellen und gesellschaftskritischen Protestes. Teuerungen bei Tickets bzw. der Abbau preisgünstiger Stehplätze etwa forcierten die Exklusion bestimmter Gruppen aus dem sozialen Raum des Fußballs, welcher gleichzeitig zum sicherheitspolitischen Experimentierfeld avancierte, etwa mit Blick auf Videoüberwachung im städtischen Raum, die im Umfeld englischer Stadien getestet wurde. Begleitet wurden derartige Entwicklungen durch dramatisierende massenmediale Darstellungen, die Fußballfans als Folk Devils kriminalisierten.
Inhalt: Hierauf reagierend entwickelte sich überall in Europa eine Protestbewegung kommerzialisierungskritischer Fußballfans gegen Beschränkungen einer selbstbestimmten Fankultur, wobei das Stadion jeweils auch als Projektionsfläche für politische oder soziale Proteste über den Sport hinaus dient. Dieser Thematik widmet sich die LV auch aus der Perspektive der Sozialarbeit mit Fußballfans, die in Deutschland seit den 90er Jahren flächendeckend im Rahmen des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit betrieben wird. Vor der Folie von Empowerment und Demokratisierung werden dabei einzelne pädagogische Dimensionen konkreter Sozialarbeit analysiert. Unterstützt wird die LV wird durch die Faninitiative Innsbruck - Verein zur Förderung der Fußball-Fankultur, seit 2011 Träger des sozialpädagogischen Projekts Fanarbeit Innsbruck. Im 100. Jubiläumsjahr des FC Wacker soll die LV auf einen aktuellen gesellschaftspolitischen Konflikt im sozialen Raum des Zuschauersports aufmerksam machen und dabei sozialwissenschaftlich-theoretische Ansätze und Perspektiven mit aktuellen empirischen Erkenntnissen sowie Praxiswissen aus dem Feld des Fußballs und der Fanszene zusammenführen. Methode: Vortrag, Experteninputs, Gruppenarbeit, Diskussion – je nach Thema der Seminararbeit: teilweise Medienanalyse, Feldforschung
Mitarbeit, Erstellen einer Seminararbeit, Gruppenpräsentation
Baacke: Jugend und Jugendkulturen. Darstellung und Deutung, 5. Aufl., Weinheim 2007. Brüchert: Werbung für den strafenden Staat: Beobachtungen anlässlich der WM 2006, in: Eick et al. (Hg): Kontrollierte Urbanität. Zur Neoliberalisierung städtischer Sicherheitspolitik, Bielefeld 2007, S. 227-244. Cohen: Folk Devils and Moral Panics, St Albans 1973. Giulianotti: Das britische Fußball-Labor: Überwachung, Gouvernementalität und Neomerkantilismus, in: Eick et al. (Hg): Kontrollierte Urbanität. Zur Neoliberalisierung städtischer Sicherheitspolitik, Bielefeld 2007, S. 245-260. Kübert/Neumann: Fans und Medien im sozialen System Fußball, in: Kübert et al. (Hg.): Fußball, Medien und Gewalt. Medienpädagogische Beiträge zur Fußballfan-Forschung, München 1994, S. 21-50. Kuhn/Uhlendorff: Jugend und Fankultur - eine Übersicht, in: Merkens/Zinnecker (Hg.) Jahrbuch Jugendforschung, 4. Ausg., Wiesbaden 2004, S. 383-419. Mitscherlich: Spezifische Voraussetzungen moderner Massenreaktionen, in: ders.: Ges. Schriften; 5: Sozialpsychologie, Ffm. 1983, S. 159-181. Peltzer: WM 2006: Einschränkungen der Fankultur durch neue Überwachungsmechanismen, in: Eick et al. (Hg): Kontrollierte Urbanität. Zur Neoliberalisierung städtischer Sicherheitspolitik, Bielefeld 2007, S. 285-300. Pilz/Wismach: Das Bild der Fußballfans in den Medien. Bedeutung für und Auswirkung auf die Fans und deren Verhalten; in: Hahn et al. (Hg.): Fanverhalten, Massenmedien und Gewalt im Sport, Schorndorf 1988, S. 221-246. Resch/Heinemann: Zu einer Kulturindustrie-Theorie des Sports, in: Resch/Brüchert (Hg.): (K)ein Sommermärchen, Münster 2010, S. 214-233. Singelnstein/Stolle: Die Sicherheitsgesellschaft. Soziale Kontrolle im 21. Jahrhundert, 3. Aufl., Wiesbaden 2012.
www.faninitiative.at
Beginn: SoSe 2013
Fr. 14.06. (16:00-19:00)+Sa. 15.06. (10:00-16:00), Tivolistadion Westtribüne
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Mi 06.03.2013
17.00 - 20.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei
Mi 20.03.2013
17.00 - 20.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei
Mi 17.04.2013
17.00 - 20.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei
Mi 15.05.2013
17.00 - 20.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei