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Café-Restaurant Maximilian (Innsbruck)
Im ersten Stock des Schirmer-Hauses befand sich bis 1959 das als Künstlertreff bekannte Café Maximilian.
Das Haus an der Ecke Anichstraße/Maria-Theresien-Straße wurde in den Jahren 1889–1893 nach den Plänen des Architekten Max Haas erbaut. Der Auftraggeber Robert Nissl, der um 1900 insgesamt neun Gastronomiebetriebe besaß, ließ im ersten Stock das Café-Restaurant Maximilian einrichten. Er verpachtete es an den Wiener Josef Kramer, der das Café im Stil der Wiener Kaffeehäuser führte. 1910 folgte ihm als Pächter Karl Strohmaier, 1933 Jakob Wolf. 1937 wurde das Café im ersten Obergeschoß durch den Architekten Wilhelm Nikolaus Prachensky ausgebaut und erweitert. Seit 1959 befand sich in den Räumlichkeiten das Bekleidungshaus Schirmer.
Das Café Maximilian war Treffpunkt des Kreises rund um die Literaturzeitschrift Der Brenner, der wohl bekannteste Stammgast war Georg Trakl. Zu den häufigen Gästen zählen in der frühen Zeit des Brenners Ludwig von Ficker, Karl Röck, M. v. Esterle, Anton Traut, Josef Georg Oberkofler, K. B. Heinrich und Hugo Neugebauer. Am „Brenner-Tisch“ werden regelmäßig die Beiträge der Zeitschrift besprochen, Karl Röck spricht in diesem Zusammenhang gar vom „Brenner-Tisch“ als „mündliche Zeitung“. Hier trifft Ludwig von Ficker zum ersten Mal Georg Trakl. Die denkwürdige Begegnung am 22. Mai 1912 beschreibt Ludwig von Ficker folgendermaßen:
"Es war im Café Maximilian, im ersten Stock. Wieder einmal hatte ich mich, bald nach Mittag, dort eingefunden, um am sogenannten Brennertisch Freunde zu treffen. Kaum hatte ich mich zu ihnen gesetzt, als mir in einiger Entfernung ein Mensch auffiel, der zwischen zwei Fenstern, die auf die Maria-Theresienstraße hinausgingen, allein auf einem Plüschsofa saß und mit offenen Augen vor sich hin zu sinnen schien. Die Haare kurz geschoren, mit einem Stich ins Silbrige, das Gesicht von unbestimmbarem Altersausdruck: so saß dieser Fremde also da, in einer Haltung, die unwillkürlich anziehend wirkte und gleichwohl Distanziertheit verriet. Doch merkte ich schon, auch er sah, wenn auch scheinbar in sich gekehrt, mit prüfendem Blick wiederholt zu uns herüber, und, kaum war ich aufgetaucht, dauerte es nicht sehr lange, daß mir der Ober seine Karte übergab: Georg Trakl. Erfreut stand ich auf – denn kurz vorher [im Mai 1912] hatte ich sein Gedicht „Vorstadt im Föhn“ veröffentlicht –, begrüßte ihn und bat ihn an unseren Tisch."
(Ludwig von Ficker. Denkzettel und Danksagungen. München 1967)
Quellenangabe: Felmayer, Johanna (Bearb.): Die profanen Kunstdenkmäler der Stadt Innsbruck. Außerhalb der Altstadt. Bearbeitet von Johanna Felmayer. Beiträge von Hans Gschnitzer und Magdalena Hörmann. Die Ur- und Frühgeschichte Innsbrucks von Hannsjörg Ubl. Wien: Schroll & Co 1981 (Österreichische Kunsttopographie, 45).
Ficker, Ludwig von: Denkzettel und Danksagungen. Aufsätze, Reden. Hrsg. von Franz Seyr. München: Kösel 1967.
Klein, Hugo: Alt-Innsbrucker Gaststätten. Historische Plaudereien von Hugo Klein. Innsbruck: Wagner 1962 (Schlern-Schriften, 222).
Walder-Gottsbacher, Peter: Vom Wirtshaus zum Grand-Hotel: Ein Spaziergang zu Innsbrucks historischen Gaststätten. Innsbruck; Wien (u.a.): Studien-Verlag 2002 (Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs; N.F., 28).
Verfasser/in: Iris Kathan und Christiane Oberthanner
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