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Achensee
Der Achensee, auch liebevoll „Tiroler Meer“ genannt, ist mit einer Länge von ca. 9 und einem Umfang von 20 Kilometern der größte See Tirols.
Der Achensee liegt nördlich von Jenbach auf ca. 930 Meter Seehöhe, zwischen dem Karwendelgebirge und den Brandenberger Alpen. An seiner tiefsten Stelle misst der See 133 Meter, während die durchschnittliche Tiefe 60 Meter beträgt. Der See mit seiner charakteristischen blaugrünen Farbe wird von vielen unterirdischen Zuflüssen gespeist. Seine Wassertemperatur beträgt selten über 20 Grad, die Durchschnittstemperatur liegt bei 10 Grad.
Im 12. Jahrhundert ging der See durch eine Schenkung der Herren von Schlitters an die Mönche des Klosters St. Georgenberg (heute Stift Fiecht) und blieb bis 1919 in deren Besitz. Im 15. Jahrhundert vergnügten sich Erzherzog Sigmund und später Kaiser Maximilian bei großen Jagdveranstaltungen im Gebiet um den Achensee. Auch Erzherzog Ferdinand II. verbrachte viel Zeit im Fürstenhaus in Pertisau, das als Fischerhaus von Sigmund gekauft und von Kaiser Maximilian in einen stattlichen Jagdsitz umgebaut worden war. Mit Ferdinand II. begann die Personenschifffahrt am See, der eigens für den Hof spezielle Schiffe anfertigen ließ. Ende des 19. Jahrhunderts nahm das erste Dampfschiff „St. Josef“ seine Fahrt am See auf.
1889 wurde die Achenseebahn, die zwischen Jenbach und der Schiffsstation Seespitz verkehrt, eröffnet. Sie gilt als die älteste mit Dampf betriebene Zahnradbahn Europas.
Nach dem Ersten Weltkrieg verkaufte das Stift Fiecht den See an die Stadt Innsbruck. Seit 1927 wird in Jenbach das Achenseekraftwerk betrieben und der See als Energiequelle genutzt.
Die Entstehung des Achensees wird mit folgender Sage beschrieben:
Vor vielen tausend Jahren, als noch König Laurin im Rosengarten und die stolze Frau Hitt im Inntale herrschten, als der starke Wieland in den Wäldern am Brennerpaß seine Feuerschwerter schmiedete, als im Land Tirol ein Volk wohnte, dem es viel besser gegangen ist als uns armen Nachfahren, waren an der Stelle, wo heute der Achensee liegt, blühendes Land und üppige Weiden, auf denen ein reiches Bauernvolk ein übermütiges Wohlleben führte. Wohlstand und Übermut machen stolz und das mußte ein greiser Mann erfahren, der als Unbekannter in dies Glücksland kam. Er bat um ein Nachtlager, fand aber kein Gehör. Mit Hunden jagte man ihn weg, Spottworte wurden ihm nachgerufen und der Hohn klang ihm schmerzlich in den Ohren. Einsam, müde, traurig stieg er in dunkler Nacht den Berghang empor, bis dort hinauf, wo das Alpenrosenrot auch die Nacht erleuchtet und wo man den Sternen näher ist, als man es irgendwo anders sein kann. Da legte er sich auf einen Felskopf nieder. Während er ruhig schlief, brauste unten im Tale ein fürchterlicher Sturm, und als der alte Mann am anderen Morgen ins Tal hinabschaute, waren Weiden und Gehöfte verschwunden. Ein tiefer, dunkelblauer See lag still an ihrer Stelle.
Die Schriftsteller Hermann von Gilm und Adolf Pichler trugen mit ihren Texten dazu bei, die Gegend um den Achensee touristisch zu etablieren. Pichler warnte aber auch schon früh vor den möglichen Folgen eines vermehrten Tourismus.
Quellenangabe: Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: StudienVerlag 2005.
Pinzer, Beatrix und Egon: Urlaubsregion Achensee. Jenbach, Wiesing, Eben, Maurach, Pertisau, Achenkirch, Steinberg. Innsbruck: Löwenzahn 2003.
Prantauer, Alois: Schwazer Sagen und Volksmärchen. In: Tiroler Heimatblätter. Zeitschrift für Geschichte, Natur- und Volkskunde, 9. Jg., Heft 10, 1931.
Verfasser/in: Christiane Oberthanner
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