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Lueg
Der südöstlich des Hauptortes Gries am Brenner gelegene Ortsteil Lueg war im Mittelalter eine wichtige Zollstätte.
Der heutige Ortsteil Lueg bezeichnet die Engstelle vor dem letzten Anstieg zum Brennerpass auf österreichischer Seite. Im Mittelalter stand an dieser Stelle zum Schutz der Brennerstrecke eine Höhlenburg („spelunca“), die 1241 aufgrund eines Konfliktes zwischen Albert von Tirol und Bischof Egno von Brixen geschliffen wurde. 1287–1815 befand sich am Lueg eine befestigte Zollstätte, die den Tiroler Landes Höchsterträge einbrachte. Sie war die erste Zollstätte des Brennerstraßensystems. 1809 wurde die Befestigung von General Lefebvre niedergebrannt, nachdem er von den Tirolern besiegt worden war. Heute erinnert nur noch die kleine Kapelle am Lueg an jene einst so bedeutsame Straßenstation. Herzog Friedrich mit der leeren Tasche ließ zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Kirche zu St. Sigmund und Christoph bauen, sein Sohn Sigmund stiftete die Kaplanei. 1684–86 wurde die gotische Kirche umgebaut und das Innere barockisiert.
Noch heute erinnert eine marmorne Gedenktafel an die historische Begegnung zwischen Kaiser Karl V. und seinem Bruder Ferdinand I. im Jahr 1530. Die Tafel, auch Kaiserbild genannt, wurde 1986 erneuert und an einer Felswand südlich von Gries angebracht. Früher konnten Reisende wie Montaigne die Tafel am Lueg bewundern, dem Ort, wo die Begegnung wirklich stattgefunden hatte.
Quellenangabe: Forcher, Michael: Tirols Geschichte in Wort und Bild. 4., erg. Aufl. Innsbruck: Haymon 1993.
Holzmann, Hermann: Romantik der Brennerstraße. Vom Berg Isel zur Salurner Klause. Bozen: Ferrari-Auer 1956.
Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: StudienVerlag 2005.
Rampold, Reinhard: Die Kapelle zu den Heiligen Christoph und Sigmund am Lueg. [Innsbruck]: [Gassler] [1997].
Wanka von Rodlow, Oskar: Die Brennerstraße im Alterthum und Mittelalter. Prag: Rohlíček und Sievers1900 (Prager Studien aus dem Gebiete der Geschichtswissenschaft, VII.).
Verfasser/in: Christiane Oberthanner
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