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Schloss Tratzberg
An den Hängen der östlichen Ausläufer des Karwendelgebirges, unterhalb des Stan(s)er Jochs, liegt das Renaissanceschloss Tratzberg zwischen Schwaz und Jenbach inmitten eines Buchenwaldes.
Von weitem gut sichtbar erhebt sich Schloss Tratzberg mit seiner imposanten Südfront geschmückt von drei Erkertürmen im Inntal bei Stans 100 m über der Talsohle. Das Renaissanceschloss ist der Nachfolgebau einer mittelalterlichen Burg (Trazperch), die 1287 erstmals erwähnt wird und wohl als Talsperre von Graf Meinhard von Görz-Tirol angelegt worden war. Über den Ursprung des Namens herrscht keine Gewissheit. Die Vermutungen reichen von einer Herleitung des lateinischen Begriffs mons turatus, was so viel wie Harzberg heißt bis hin zur Annahme, es habe etwas mit dem mundartlichen Ausdruck „tratzen“ zu tun.
Jedenfalls brannte die Burg im Winter 1490/91 vollständig ab. Maximilian I. übergab die Ruine der reichen Gewerkenfamilie Tänzl aus Schwaz, die den ostseitigen, den südseitigen sowie einen Teil des westseitigen Trakts im spätgotischen Stil errichten ließen. Noch heute prangt über dem Eingang zum großen Treppenturm in der Südostecke des Innenhofs das Tänzl’sche Wappen, das zwar die Jahreszahl 1500 trägt, tatsächlich aber von 1502 stammt, dem Jahr, in dem Maximilian die Familie in den Adelsstand erhob. Als die Tänzls hoch verschuldet das Land verließen, ging das Schloss 1554 an Georg Ritter von Ilsung, der es im Stil der Renaissance weiter ausstattete. In der Erbfolge kam Tratzberg 1589 an die Patrizierfamilie der Fugger aus Augsburg, die aber keinerlei bauliche Veränderungen vornahm. Allerdings verdanken wir den Fuggern einen Teil des heute vorhandenen Inventars, das eine Ahnung davon vermittelt, wie sehr auf Tratzberg dem Wohnzweck gehuldigt wurde. - Elisabeth Enzenberg spricht in diesem Zusammenhang auch von der Ähnlichkeit mit einem italienischen Stadtschloss aus der Renaissance. Im Jahr 1657 verkauft Leopold Fugger das Schloss an die verschwägerten Imhoff. 1731 kommt es in den Besitz der Familie von Thannenberg. Seit 1847 ist es nunmehr im Besitz der Familie Enzenberg, die es vor dem drohenden Verfall bewahrt hat und der die Symbiose aus Museum und Wohnung auf besonders sympathische Weise geglückt ist. Was das Schloss zu einem wahren Juwel macht, ist zum einen die Tatsache, dass es nicht, wie viele andere, dem Barockgeschmack zum Opfer fiel und zum anderen in einem sehr gut restaurierten Zustand ist.
Dem Besucher stehen sämtliche Prunkräumlichkeiten sowie die Kapelle und die Rüstkammer, deren Bestand sich weitgehend aus Sammelstücken nach 1809 zusammensetzt, zur Besichtigung offen. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang die Fuggerstube, das Königinzimmer, die Kapelle sowie der Habsburger Saal, der den ältesten Bildnisstammbaum des Erzhauses Habsburg beherbergt. Auffallend sind die vielen, großzügigen licht durchfluteten Säle, sowie die Qualität der Baumaterialien. Sie stammen aus dem Umland. So bezog man den Marmor für Türbögen und Pfeiler zum Beispiel aus dem nahe gelegenen Kramsach, den Sandstein aus Schwaz.
Spezielle Kinderführungen machen außerdem den Museumsbesuch auch für die Kleinen zu einem Erlebnis.
Quellenangabe: Bahnmüller, Winfried: Burgen und Schlösser in Tirol, Südtirol und Vorarlberg: St. Pölten – Wien – Linz: NP Buchverlag 2004.
Pinzer, Beatrix und Egon: Burgen, Schlösser, Ruinen in Nord- und Osttirol. Edition Löwenzahn: Innsbruck 1996.
Enzenberg, Elisabeth: Schloss Tratzberg. 4. überarbeitete Auflage. München und Zürich: Verlag Schnell und Steiner GmbH 1991.
Enzenberg, Sighard Graf: Tratzberg. Renaissancejuwel im Inntal. Neuauflage. Wien – München: F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH 2000.
Zeune, Joachim, Möller, Roland: Schloß Tratzberg. Renaissancejuwel im Inntal, Tirol. Erschienen in der Reihe „Europäische Burgen und Schlösser“. Reihe D, Heft 4. Innsbruck: Alpina Druck 2001.
http://www.schloss-tratzberg.at/presse (Oktober 2009)
Verfasser/in: Jennifer Moritz
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