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Zillertal
Das breiteste Seitental des Inntals misst eine Länge von 30 km. Es zweigt zwischen Jenbach und Brixlegg in Richtung N-S vom Inntal ab. Die geringen Höhenunterschiede machen das Gebiet anfällig für Versumpfungen.
Am Eingang ins Zillertal befindet sich der senkrecht auf den Zillergrund ragende Felsen von Mariabrettfall, einem bekannten Wallfahrtsort. Einst war er Gebetsstätte der Bergwerksknappen, an der man später eine Kapelle errichtete.
Erwähnt wird das Zillertal erstmals 889 als „Cilares Tale“. Davon abgeleitet hieß das Tal bis ins 16. Jahrhundert Zillerstal. Der Ziller, der auch heute noch Bistumsgrenze ist (rechts vom Fluss ist das Gebiet salzburgisch, links davon der Diözese Innsbruck angehörig), war aller Wahrscheinlichkeit nach bereits in römischer Zeit Grenzfluss zwischen den Provinzen Rätien und Noricum. Vor den Römern hatten die Illyrer hier gesiedelt.
Das Landschaftsbild ist geprägt von Alm- und Graslandschaft, bis ins 13. Jahrhundert hinein hatte man gerodet, um Grund zu gewinnen. Die Höfe werden bis in eine Höhe von 1600 m bewirtschaftet.
Das Zillertal war in der Vergangenheit oft Schauplatz religiöser Unruhen. Immer wieder wurde dem Protestantismus der Kampf angesagt: die sogenannten Wiedertäufer waren als Sekte verrufen und wurden rigoros verfolgt. Im 19. Jahrhundert wurden die „Inklinanten“ des Landes verwiesen. Viele ließen sich in Schlesien nieder, wo es bis zur Vertreibung 1945 die Dörfer Hoch-, Mittel- und Niederzillertal gab.
Das Zillertal ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt für seine musikalischen Bewohner. Von hier aus trat die Tiroler Volksmusik ihren Siegeszug bis nach Amerika und Russland an. Auch eine Reihe bildender Künstler hat es hervorgebracht: Die Bildhauer Franz Xaver Nißl, Franz Seraph Nißl, Petrus Schmid, den Medailleur Leonhard Posch, die Maler Michael Rieser und Alois Penz waren allesamt gebürtige Zillertaler.
Mit dem einsetzenden Tourismus erhielt das Zillertal mit der Schmalspurbahn von Jenbach nach Zell im Jahre 1901 eine wichtige Verkehrsanbindung. Ein Jahr später wurde die Strecke mit Mayrhofen erweitert. Sie verkehrt auch heute noch, allerdings meist mit Diesel betrieben.
Erich Kästner, der sich im von Ende März bis Mitte Juni 1945 in Mayrhofen aufhielt, erzählt über seinen Aufenthalt:
„Abends fuhren wir von Jenbach aus, mit der Zillertaler Lokalbahn nach Mayrhofen hinauf. Der Fahrplan läßt sich leicht behalten. Der Zug fährt einmal täglich von Jenbach nach Mayrhofen und ebenso häufig von Mayrhofen nach Jenbach. […] Die Gegend eignet sich sowohl für die Sommerfrischler, die es bei Spaziergängen und Halbtagsausflügen bewenden lassen, als auch für Touristen, denen die Erdkruste erst dreitausend Meter überm Meeresspiegel interessant wird. Die wichtigste Rolle neben den Fremden, wenn nicht die wichtigere, spielt das Vieh, das während der Fremdensaison auf hochgelegenen Almen weidet. So geraten die zweibeinigen und die vierbeinigen Sommerfrischler einander nicht ins Gehege. Die Natur ist weise, und Milch, Butter und Käse vorzüglich.“
Und weiter über die einheimische Bevölkerung:
„Daß uns der Großteil der Bevölkerung nicht eben gewogen ist, läßt sich mit Händen greifen, und die Aversion läßt sich verstehen. Wer vom Fremdenverkehr lebt, kann die Fremden nicht leiden, damit fängt es an.“
(Higgs, B., Straub, W.:Wegen der Gegend. 1998. Seite 86/87)
Quellenangabe: Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: StudienVerlag 2005.
Higgs, Barbara; Straub, Wolfgang (Hg.): Wegen der Gegend. Literarische Reisen durch Tirol. Innsbruck: Eichborn 1998.
Luchner, Laurin: Tirol. Von Kufstein bis Landeck. München: Prestel-Verlag 1982.
Verfasser/in: Jennifer Moritz
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