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Leutasch
Die Leutasch, ein 16 km langes Hochtal, liegt zwischen Wettersteingebirge und Karwendel auf 1126 m Seehöhe. Durchflossen wird sie von der Leutascher Ache, die am Gaistalsattel entspringt, durch das Gaistal und die Leutasch fließt, und knapp vor Mittenwald in die Isar mündet. Sitz der Gemeinde ist der Ortsteil Kirchplatzl in der Oberleutasch.
Ursprünglich diente die Leutasch als Alm- und Jagdgebiet. Erst im 12. Jahrhundert begann man das Land zu roden und zu besiedeln. Während des 30jährigen Krieges veranlasste Claudia de’Medici die Errichtung einer Talsperre (1632-1634), um die Nordgrenze des Landes vor Einfällen feindlicher Truppen zu schützen. Reste der am Talende gelegenen Leutascher Feste sind heute noch sichtbar. Hier befindet sich auch das ehemalige Zollhaus aus dem 16. Jahrhundert, das vom regen Warenverkehr zeugt, der bis ins 19. Jahrhundert zwischen Mittenwald und Telfs durch die Leutasch verlief. Neben den beiden Leutascher Pfarrkirchen (Kirche zur Hl. Magdalena in Oberleutasch, Kirche zum Hl. Johannes den Täufer in Unterleutasch) gibt es zahlreiche Kapellen in der Gegend: Etwa eine 1634 im Gaistal errichtete Pestkapelle. 1634 wütete die Pest in Tirol und raffte die Hälfte der Einwohner des Leutaschtales dahin. Aus Angst vor einer weiteren Verbreitung der Seuche hinderten die Leutascher eine aus Ehrwald kommende Bitt-Prozession mit Waffengewalt daran, ihren Weg zum Wallfahrtsort Seefeld fortzusetzen.
Lebte man in der Leutasch lange Zeit von Vieh- und Forstwirtschaft (die Leutasch wurde gerne als „Holzkammer Innsbrucks“ bezeichnet) sowie der Jagd, so ist heute der Tourismus Haupteinnahmequelle der Gemeinde.
Der oberste Teil des Leutaschtales mündet in das Gaistal. Es verbindet die Leutasch mit dem Ehrwalder Becken. Im Gaistal verbrachte ab 1897 der Heimatschriftsteller Ludwig Ganghofer seine Sommermonate. Über viele Jahre war er Pächter der Gaistaljagd. Seine Jagdhütte „Hubertus“ befand sich unterhalb der Tillfußalm (Gem. Wildermieming). 1999 wurde in Kirchplatzl ein Ganghofer-Museum errichtet, das den Aufenthalt des Schriftstellers in seinem Jagdhaus dokumentiert. Auch ein Ganghofer-Denkmal erinnert an den Autor. Das Jagdhaus selbst ist nicht öffentlich zugänglich.
Quellenangabe: Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: StudienVerlag 2005.
Pinzer, Beatrix und Egon: Urlaubsregion Seefeld. Leutasch – Mösern – Buchen – Reith – Scharnitz – Seefeld. Landschaft – Kultur – Lebensraum. Innsbruck; Bozen: loewenzahn 2003.
Verfasser/in: Iris Kathan
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