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Landeck
Landeck (818 m, 7336 Einwohner) ist der größte Ort des Oberinntals und Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks.
Landeck ist ein Dorf, das sich feiner ausnimmt, als manches Städtlein – anderthalbtausend Einwohner, ansehnliche Häuser, malerisch aufgestaffelt, reinliche Gassen, eine schöne Brücke, eine große gotische Kirche, ein stolzes Schloss in der Höhe – dazu ein lebendiger Strom und ragende Berge. Dieses Dorf liegt auf beiden Seiten des Inns und heißt der eine Teil linker Hand Perfuchs, der andere Angedair, wunderliche Namen, deren Bedeutung aber doch schon gefunden ist. (Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol. 1996 Seite 56)
schreibt Ludwig Steub 1842 in Drei Sommer in Tirol über den Ort im Oberinntal.
Und weiter:
Landeck ist übrigens ein lebendiger und wohlhabender Ort. es gehen hier drei vielbefahrene Straßen auseinander –die eine über den Arlberg, die zweite nach Innsbruck oder nach Füssen, Augsburg und München, die dritte über Finstermünz nach dem Süden. Daher viel Geschäft mit Fuhrwagen und Reisenden und deswegen auch mehrere große Gasthöfe, städtisch eingerichtet und mit allen erlaubten Bequemlichkeiten versehen.
Zur Erklärung des schönen, reinlichen und herrenmäßigen Aussehens des Dorfes Landeck wollen wir indessen noch beifügen, daß in Tirol die Städte überhaupt sehr dünn gesät sind und daß daher die Dörfer und Flecken in Handel und Wandel die Dienste ihrer zinnengekrönten Schwestern versehen. Deswegen findet man auch in Tirol so viele und wohlgestaltete Dörfer. Telfs, Silz, Imst, Prutz, Nauders, Mals und die Orte an der Brennerstraße wie im Pustertal haben alle dieses stattliche Ansehen. (Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol. 1996 Seite 58)
Landeck, geschmiegt an das Hochufer des Inn, liegt geographisch bedeutsam am Ausgang dreier Täler. Das Flusstal und der nach drei Seiten offene Weg machen die Stadt zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Hier treffen sich drei Hauptverkehrswege: die Arlbergstraße, die seit dem 18. Jahrhundert stark frequentiert ist und bereits im Mittelalter bestand, die Straße über den Reschenpass Richtung Fernpass und weiter nach Augsburg – sie war ein Teil der berühmten Via Claudia Augusta und die Verbindungstraße ins Engadin über den Malojapass. Landeck ist aus drei ehemals selbständigen Gemeinden zusammen gewachsen: Angedair, Perfuchs und Perjen, die heute Stadtteile sind, waren noch um 1900 autonom. Sie vereinigten sie sich schließlich zu einem Markt (1903), bei dessen Namensgebung man sich an eine Urkunde aus dem Jahr 1296 erinnerte, in der die Siedlung als „ort bei landecke“ (ein Schloss „Landegg“ wird bereits 1266 erstmals urkundlich erwähnt) bezeichnet wird. Mit dem Bau der neuen Arlbergstraße in den Jahren 1882 bis 1884 kam der wirtschaftliche Aufstieg. 1923 erhielt diese gewachsene Gemeinde das Stadtrecht.
Bereits in der Jungsteinzeit war das Gebiet besiedelt, später kamen die Kelten und die Römer, was an vielen Ortsnamen heute noch erkennbar ist; so kommt die Bezeichnung Pfunds vom lateinischen fundus, was so viel wie nutzbares Grundstück bedeutet.
Landeck wurde unter Meinhard II. zu einem bedeutenden Gerichtssitz ausgebaut, der die Gerichte Fließ, Zams und Perfuchs vereinte. Hier wurde die ganze Gerichtsbarkeit ausgeübt, Schwerverbrecher wurden auf dem Kreuzbühel (im Stadtteil Angedair) hingerichtet. Ab 1400 gibt es darüber Aufzeichnungen.
Die Burg, die hoch über der Stadt thront, stammt aus dem 13. Jahrhundert. Der genaue Zeitpunkt lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Bergfried und Palas entstanden um 1200. Zwischen 1300 und 1339 sowie um 1500 sind umfangreiche Bauarbeiten belegt. Die Burg diente in erster Linie der Kontrolle über die Innbrücke. Heute beherbergt sie ein Bezirksmuseum.
Landeck ist heute modernes Wirtschaftszentrum und Grenzort. Durch die neue Südumfahrung hat man den Verkehr, der zeitweilig bedenkliche Ausmaße annahm, von der Stadt abgelenkt, was erheblich zur Rückgewinnung der Lebensqualität beigetragen hat.
Quellenangabe: Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol. Band 2. Oberinntal/Pustertal. 3., neubearbeitete Auflage. Innsbruck: Edition Tirol 1996.
Hye, Franz-Heinz: Landeck – junge Stadt mit großer Geschichte. In: Vogel, Dieter: Der Inn. Landschaften und Städte. Vilsiburg: Kiebitz-Buch 2001.
Klien, Robert: Tiroler Oberland. Bezirk Landeck. Innsbruck-Wien-München: Tyrolia-Verlag 1972.
Vierlinger, Rudolf: Den Inn entlang: der große Fluss der Alpen vom Ursprung bis zur Mündung in Wort und Bild. Simbach am Inn: Verlag Rudolf Vierlinger 1987.
Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: Studien-Verlag 2005.
Verfasser/in: Jennifer Moritz
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