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Rattenberg
Ehemals als Grenzfeste zwischen den römischen Provinzen Raetia secunda und Noricum ripense (begrenzt durch den Ziller und den Habach bei Münster) angelegt, liegt die Stadt Rattenberg (541 m, 436 Ew.) im Unterinntal zwischen Brixlegg und Radfeld im Zwickel zwischen Inn und Burghügel.
Rattenberg, korrekt Rattenberg am Inn, denn es gibt weitere zwei Orte gleichen Namens in Österreich, findet 1254 als „Ratinberch“ erstmals urkundliche Erwähnung.
Der Name stammt sicher vom bayerischen Geschlecht der Rapotonen (Burg des Rapolt) ab, das bis ca. 1066 dort herrschte.
Ab dem 13. Jahrhundert wechselt Rattenberg als Pfandlehen mehrmals zwischen bayerischer und tirolischer Herrschaft, bis es im Jahre 1504 unter dem nachmaligen Kaiser Maximilian I. endgültig zu Tirol kommt.
1393 steigt der Markt – der im Übrigen bereits über eine Ringmauer verfügte – zur Stadt auf. Seit 1383 ist das Wappen belegt: ein schwarzes sechsspeichiges Rad über 3 grünen Bergspitzen. Rattenberg war bedeutender Verkehrsknotenpunkt für die Strecken Kufstein-Bayern und Wörgl-Salzburg mit seiner am nördlichen Stadtausgang gelegenen Innbrücke. Zudem war Rattenberg Schiffsanlegestelle und Zollamt, was der Stadt hohe Einnahmen verschaffte. Der Bergbau, im südlichen Hinterland betrieben, verhalf der Stadt im 15. Und 16. Jahrhundert zur wirtschaftlichen Blüte. 1632 gründete Claudia de‘ Medici eine Glashütte, die bis 1930 bestand.
1503–21 wurde die Burg zur Festung umgebaut, diente fortan auch als Gefängnis für Staatshäftlinge. Im Jahr 1651 wurde dort der österreichische Kanzler Dr. Wilhelm Biener (auch Binner) hingerichtet. Die tragische Geschichte um den einem Komplott zum Opfer gefallenen Biener war immer wieder Mittelpunkt von Geschichten und Mythen.
Mit der Schließung der Zollstätte (1766) und des Berggerichts (1767) verfiel die Stadt in eine Art Dornröschenschlaf. Der Bau der Eisenbahnstrecke Innsbruck-Kufstein (1858) zog zudem den Reise- und Frachtverkehr von der Stadt ab, das wirtschaftliche Leben kam beinahe völlig zum Erliegen.
Mit den Revitalisierungsmaßnahmen, die in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts einsetzten, kam langsam wieder Leben in das kleinste Städtchen Österreichs. Es siedelten sich Geschäfte an, die mit Kunsthandwerk aus der Umgebung handelten; der Fremdenverkehr setzte ein. Um das hohe Verkehrsaufkommen, das sich fortan wie eine wahre Lawine durch die Stadt wälzte, in erträgliche Bahnen zu lenken, begann man mit dem Bau einer Südumfahrung, die unter dem Schlossberg geführt wurde. Im Jahre 1996 war diese fertig gestellt.
Quellenangabe: Egg, Erich: Das Tiroler Unterland. Die Bezirke Kufstein, Kitzbühel und Schwaz. Salzburg: Verlag St. Peter 1971.
Hye, Franz-Heinz: Rattenberg am Inn. In: Vogel, Dieter: Der Inn. Landschaften und Städte. Vilsbiburg: Kiebitz Buch 2001.
Pfaundler-Spat, Gertud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: Studienverlag 2005.
Reiter, Martin; Mayr, Georg: Rattenberg und Umgebung. Schwaz: Berenkamp 1993.
Verfasser/in: Jennifer Moritz
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