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Nassereith
Die Gemeinde Nassereith liegt am Eingang des Gurgltals (Bezirk Imst) an der Straßenverbindung von Imst auf den Fernpass (ehemalige Via Claudia Augusta) sowie an der alten Salzstraße, die von Hall über Telfs, das Mieminger Plateau und das Außerfern in den Bodenseeraum führte.
Das Straßendorf lag so an einer bedeutenden Handelsroute, aber auch an der wichtigsten und ältesten Postlinie in die Vorlande und entwickelte rasch ein blühendes Transportwesen. Nicht nur die verkehrstechnisch günstige Lage, auch die Erzgewinnung sicherte über lange Zeit den Wohlstand des Ortes. Funde weisen darauf hin, dass der zur Gemeinde gehörende Ortsteil Dormitz, 1150 erstmals urkundlich erwähnt, schon 200 bis 300 v. Chr. besiedelt wurde. Durch den Bau einer neuen Straßenverbindung von Tarrenz nach Nassereith im 15. Jahrhundert verlor Dormitz an Bedeutung, während Nassereith rasch wuchs. Durch den Bau der Arlbergstraße (1787), der Arlbergbahn (1884) und der Mittenwaldbahn (1912) verlor der Ort im 19. Jahrhundert an Bedeutung und verarmte zusehends. In der von Franz Kranewitter (Großvater des ebendort geborenen gleichnamigen Dramatikers) zu Beginn des 19. Jahrhunderts gegründeten Textilfabrik fanden bis zu 400 Personen Arbeit. Sie musste in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts ihren Betrieb einstellen. Heute gilt Nassereith als Auspendlergemeinde. Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus. Bekanntheit genießt das Dorf als Krippendorf. Traditionell schmücken aus Lehm geknetete und gebrannte Krippenfiguren die Nassereither Krippenlandschaften. Darüber hinaus gehört Nassereith zu den wenigen Orten Tirols, in denen bis heute alte Fasnachtsbräuche gepflegt werden. Alle drei Jahre findet hier das Schellerlaufen statt. Die Holzlarven der Hauptmasken schnitzte zu einem großen Teil Josef Kranewitter (Neffe des Dramatikers Franz Kranewitter).
Quellenangabe: Frischhut, Adalbert (Buchinitiator u. redaktionelle Verantw.): Heimatbuch Nassereith. Nassereith: im Selbstverl. d. Gemeinde Nassereith 1987.
Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: StudienVerlag 2005.
Pinzer, Beatrix und Egon: Mieminger Plateau & Fernpass-Seen. Der Natur- und Kulturführer für Einheimische und Gäste. Innsbruck: Lœwenzahn 2007.
Verfasser/in: Iris Kathan
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