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Nauders
Die Gemeinde Nauders (1365m, 1536 Ew.) liegt auf einem Hochplateau zwischen Oberinntal und Vintschgau und gehört dem Bezirk Landeck an.
Zum Gemeindegebiet gehören außerdem Alt- und Hochfinstermünz, Fuhrmannsloch, Martinsbruck-Zollhäuser, Naudersmühlen, Noggels und einige Berghöfe.
Das heutige Dorf Nauders hat wahrscheinlich mit der alten römischen Straßenstation „Inutrium“ oder auch nur „Nutrion“ (erwähnt bei Claudius Ptolomäus um 15 v. Chr.) seinen Ausgang genommen. 1152 wird der Ort in einer Urkunde als „Nudres“ erwähnt. Allerdings hatten vor den Römern bereits die Kelten und Rasener (ein rätischer Stamm) hier gesiedelt, das alte rätische Idiom macht sich bisweilen noch in manchen Eigennamen bemerkbar: Partitsch, Novelles, Tendres, Gufres u.ä. mehr.
Was man heute kaum noch vermuten würde: im Mittelalter war Nauders das wirtschaftliche sowie politische Zentrum des oberen Vintschgaus und des Unterengadins. Die Sprache der Rätoromanen, das „Romauntsch“ war jahrhundertelang Umgangssprache; im harten Nauderer Dialekt ist dieser Einfluss noch heute lebendig. Der Name ist vorrömisch, allerdings ist er etymologisch nicht mit letzter Sicherheit herzuleiten. Als Stamm gilt „nut“, woraus sich im Mittelalter Nudre, Nudres, später Nuders und schließlich Nauders entwickelte.
Nauders gehörte einst zum Bistum Chur, gerichtlich war es dem Vintschgau, das den Grafen von Tirol unterstand, zugeordnet. Nauders war ab dem 10. Jahrhundert sowohl Hoch- als auch Blutgericht, blieb es bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, als der Gerichtsbezirk nach Ried verlegt wurde. Mit der Verlegung des Gerichtssitzes verlor auch Schloss Naudersberg zunehmend an Bedeutung. Die Ursprünge der Burg sind nicht geklärt, es wird aber vermutet, dass sie auf den Resten eines römischen Kastells erbaut wurde. Entstanden sein dürfte sie um das Jahr 1300 (Weingartner), im Jahr 1499 wurde sie durch Brandlegung teilweise zerstört, von Maximilian I. wieder aufgebaut, zuvor hatte Erzherzog Sigismund sie erweitern und verstärken lassen (1473).
Nachdem der Gerichtssitz verlegt worden war, ging Schloss Naudersberg in Privatbesitz über; im Jahr 1982 wurde ein Museum eingerichtet, in dem sich eine Galerie mit Werken ortsansässiger Künstler befindet. Unter ihnen sind zu erwähnen: Karl Blaas, Josef Barthlmä Kleinhans und Franz Anton Stecher.
Die Pfarrkirche St. Valentin geht auf den Gründervater zurück, der die Gegend im 5. Jahrhundert christianisiert haben soll. Die gotische Kirche erhielt im 19. Jahrhundert zwei Seitenaltäre und eine neue Innenausstattung. Aus den Ursprüngen haben sich ein Flügelaltar (1480, heute im Dommuseum in Brixen) und ein Schreinaltar (1510, heute im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum) erhalten. Ein kirchliches Kleinod ist die St. Leonhardskirche bei der Burg, die bereits im 11. Jahrhundert belegt ist, vermutlich aber noch älter sein dürfte. Von kunsthistorischem Wert sind hier vor allem die Fresken, die man in der Ostapsis freigelegt hat.
Quellenangabe: Anreiter, Peter; Chapman, Christian; Rampl, Gerhard: Die Gemeindenamen Tirols. Herkunft und Bedeutung. Innsbruck: Universitätsverlag Wagner: 2009.
Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: Studien-Verlag 2005.
Luchner, Laurin: Tirol. Von Kufstein bis Landeck. München: Prestel-Verlag 1982.
Tschiggfrey, Hermann von: Nauders am Reschen-Scheideck, Tirol. Historisch-geographische Skizze mit Führer. Innsbruck: Buch- und Kunstdruckerei Tyrolia 1932.
Verfasser/in: Jennifer Moritz
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