Dänemarks bedeutendster Dichter wird zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Odense auf der Insel Fünen geboren und wächst in sehr einfachen Verhältnissen auf. Mit nur vierzehn Jahren macht sich der schauspiel- und musikbegeisterte Junge auf den Weg nach Kopenhagen, um beim Theater sein Glück zu versuchen. Nach gewissen Anfangsschwierigkeiten gelingt es ihm, durch verschiedene Gönner am Königlichen Theater Tanz- und Gesangsunterricht zu erhalten, er wird aber schon bald wieder verabschiedet, da ihm Talent und Begabung fehlen. Daraufhin wendet er sich der Schauspieldichtung zu, schreibt einige erfolglose Stücke, die es ihm allerdings ermöglichen, mithilfe seines langjährigen Gönners Jonas Collin eine Ausbildung an der Lateinschule in Slagelse zu finanzieren. Nach drei unglücklichen Jahren an der Gelehrtenschule in Helsingör, in denen er sogar an Selbstmord denkt, macht er im Jahre 1828 sein Abitur in Kopenhagen.
Nach seinem Schulabschluss widmet sich Andersen bis zu seinem Lebensende völlig und ganz der Schriftstellerei. Nach ersten bescheidenen Erfolgen – die meisten seiner Jugendarbeiten besitzen nur geringen ästhetischen Wert – gelingt Andersen 1835 eine erkennbare Weiterentwicklung mit dem Roman Der Improvisator, dessen Inhalt sich um den jungen Dichter Antonius und dessen wundersame Entwicklung dreht und stark von Andersens Reiseeindrücken in Italien geprägt ist. Ebenfalls 1835 veröffentlicht der dänische Schriftsteller zwei kleine Märchenbände, Märchen, für Kinder erzählt, die u. a. Die Prinzessin auf der Erbse und Däumelinchen enthalten. Nun stellt sich endlich der lang ersehnte große Erfolg ein, bis 1872 folgen zahlreiche weitere Märchen, darunter Des Kaisers neue Kleider, Die kleine Seejungfrau (beide 1837), Das häßliche Entlein (1843) und Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern (1848). Mit der Tragödie Der Mulatte (1840) kann Andersen auch am Theater punkten. Um die Jahrhundertmitte steht Andersen am Zenit seines Ruhmes, bereits 1847 erscheinen seine Gesammelten Werke in deutscher Sprache. Seine ausführliche Autobiographie Das Märchen meines Lebens (1855), eine Umarbeitung seines Märchens meines Lebens ohne Dichtung (1847), erinnert nicht nur dem Titel nach an das Märchengenre, sondern liest sich auch wie eines und stellt gleichzeitig eine gelungene Apologie für Andersens Leben dar.
Neben Gedichten, Schauspielen, Romanen und zahlreichen Reiseschilderungen, die sehr viele selbstbiographische Elemente aufweisen, hat Andersen insgesamt über 150 Märchen und Erzählungen verfasst. Die Prophezeiung des dänischen Naturwissenschafters Hans Christian Oersted über Andersens Weg zu Ruhm und Erfolg hatte sich somit bewahrheitet: „Sollten Ihre Romane Sie berühmt machen, so werden Ihre Märchen Sie unsterblich machen“.
Ruhm und Erfolg begleiten Andersen bis zu seinem Tode. Immer wieder werden ihm in seiner Heimat Orden und Ehrentitel verliehen, er verkehrt an den Herrenhöfen reicher, kunstsinniger Familien und verbringt sehr viel Zeit mit ausgedehnten Reisen.