Nikandros Noukios ist nicht gänzlich unbekannt in der Literatur- und Geistesgeschichte der griechischen Renaissance in Italien, doch weiß man nur wenig über diesen Autor. Er dürfte gegen Ende des 15. oder zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf Korfu geboren worden sein. Sein ursprünglicher Name Andronikos erscheint in seinem literarischen Werk in der älteren Form Nikandros.
Nach den Türkeneinfällen im Jahr 1537 flieht Nikandros mit seiner Familie aus Korfu und findet in Venedig seine neue Heimat. Nach einigen Jahren als Herausgeber antiker griechischer Texte und Kopist im Dienst des spanischen Humanisten Hurtado de Mendoza wird er 1545 für den flämischen Adeligen Gerard Veltwick de Ravenstein tätig. Ab diesem Zeitpunkt unternimmt Nikandros einige Reisen durch Europa. 1545 wird Gerard Veltwick von Kaiser Karl V. nach Konstantinopel zu Sultan Soliman geschickt, um einen Waffenstillstand zu verhandeln. Nikandros begleitet Veltwick auf dieser Reise; es wird vermutet, dass er nach griechischen Handschriften forschen wollte. Ein Jahr darauf reist Nikandros mit Veltwick in politischer Mission nach Belgien. Die Reiseroute verläuft von Venedig über Verona nach Innsbruck, anschließend über Augsburg, Mainz, Köln und Aachen weiter nach Brüssel. Spätere Reisen führen den Griechen nach England und Frankreich.

Nikandros verewigt seine Reiseeindrücke in seinem einzigen bekannten literarischen Werk Apodemiai (Reisen). Mit diesem Bericht, dessen Datierung unsicher ist, endet gleichzeitig das Wissen um das Leben des griechischen Autors. Die relativ knapp und distanziert formulierte Reiseschilderung, in der Nikandros auch auf historische Ereignisse, politische Geschehnisse und religiöse Themen Bezug nimmt, besteht aus insgesamt drei Büchern. Die Reise durch Tirol im Jahre 1546 wird im ersten Buch beschrieben. Erst 1962 erscheint die erste unkommentierte Gesamtausgabe des griechischen Textes; zehn Jahre später erfolgt die Erstveröffentlichung der Tirol betreffenden Abschnitte in deutscher Sprache.