Anfang September 1895 bricht Richard Beer-Hofmann gemeinsam mit der Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé von München aus, anstatt wie geplant zu einer Strandpartie in der Nähe Kopenhagens, nach Innsbruck auf. Gemeinsam verbringen sie einige Tage in Schönberg im Stubaital, wo sie in der Pension „Jägerhof“ Quartier beziehen. Richard Beer-Hofmann hatte Lou Andreas-Salomé im Frühling 1895 in Wien kennen gelernt und sich besonders um sie bemüht. Die Tage in Schönberg dürften allerdings nicht reibungslos verlaufen sein. Es regnet und ist bitter kalt. "Streit", notiert Lou Andreas-Salomé am 13. September in ihr Tagebuch. Am darauffolgenden Tag begleitet Richard Beer-Hofmann seine Reisegefährtin nach Patsch, von wo aus sie allein mit dem Zug nach München abreist. Beer-Hofmann bleibt alleine in Schönberg zurück und schreibt an Arthur Schnitzler: „Im übrigen teile ich Ihnen mit daß es am schönsten ist allein zu reisen.“ Wenige Monate später lernt er in einer Wiener Süßwarenhandlung das Ladenmädchen Paula Lissy kennen, verliebt sich und heiratet sie. Die Beziehung zu Lou Andreas-Salomé findet so ihr jähes Ende. Andreas-Salomé verarbeitet die Tage mit Richard Beer-Hofmann im Stubaital in den Erzählungen Inkognito und Mädchenreigen, die in der Novellensammlung Menschenkinder 1899 erscheinen. Beinahe dreißig Jahre später fiktionalisiert die Autorin ihren kurzen Aufenthalt mit Richard Beer-Hofmann in Schönberg in der Erzählung Jutta. Ein Pfingsttagebuch, die sie 1933 fertig stellt, die aber erst postum 1982 erscheint.

„Jedenfalls, solange als möglich, Wien vermeiden!“, schreibt Richard Beer-Hofmann im Juli 1900 an Hugo von Hofmannsthal. Das Bedürfnis der Großstadt den Rücken zu kehren, führt den Autor in den Sommer- und Herbstmonaten nicht selten nach Tirol und Südtirol, das sich, von der Jahrhundertwende bis zum Ausbruch des I. Weltkrieges, als Sommerfrische- und Alpinlandschaft zunehmender Beliebtheit erfreut. Schon im September 1894 unternimmt der damals 28jährige Beer-Hofmann eine Italienreise, die ihn durch Nordtirol, das Vinschgau und über das Stilfser-Joch in die Lombardei führt. Die Eindrücke dieser Reise schildert er in den zu Lebzeiten nicht veröffentlichten Italienische-Reiseaufzeichnungen aus dem Jahre 1894, posthum (1975) von Eugene Weber in der Neuen Züricher Zeitung publiziert. Nach einer 10tägigen Bergtour durch Südtirol, Tirol und Salzburg im August 1899 verbringt Beer-Hofmann den Herbst gemeinsam mit seiner Frau Paula in Vahrn (wo ihn Hugo von Hofmannsthal besucht) und, angezogen durch ein Eisenbahnplakat der gerade eröffneten Überetscher Bahn, in St. Michael in Eppan. Beer-Hofmann nützt die Aufenthalte zu Arbeiten an seinem Stück Der Graf von Charolais (1904) sowie dem Roman Der Tod Georgs (1900). Auch im August des darauffolgenden Jahres unternimmt der Autor gemeinsam mit Arthur Schnitzler, Paul Goldmann und Alfred Kerr eine Alpenreise, die diesmal in die Schweiz führt. 1901 trifft er sich mit Arthur Schnitzler und Paul Goldmann in Welsberg, 1903 verbringt Beer-Hofmann mit seiner Familie einige Tage in Bozen, den Sommer 1905 – die Hotels sind überfüllt – bringt Beer-Hofmann mit seiner Familie u.a. in Fulpmes zu. Auch Samuel Fischer und Jakob Wassermann sind vor Ort. Weitere Tirol- und Südtirolreisen führen nach Bozen (1909), Mayrhofen (1922) und Seefeld (1923). Richard Beer-Hofmann: „Warum wir reisen? Surrogat Tätigkeit für schlaffe Naturen. Suchen des Glücks. Jetzt kann es nur um die Ecke liegen.“ (Italienische-Reiseaufzeichnungen aus dem Jahre 1894)