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Lexikon Literatur in Tirol
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Ernest Hemingway
Geb. 21.07.1899 in Oak Park bei Chicago; gest. 01.07.1961 in Ketchum.
„Wonderful country. The Silvretta.“ (Ernest Hemingway an Harold Loeb, 27.02.1925)
Um dem winterlichen Paris zu entkommen, reist Ernest Hemingway gemeinsam mit seiner ersten Frau Hadley Richardson und ihrem gemeinsamen Kind „Bumby“ die Winter 1925 und 1926 nach Schruns im Montafon. Durch die Inflation sind Kost und Logis für den Devisenausländer äußerst günstig, es ist ein billiges Leben hier. Hemingway ist passionierter Tourengeher in einer Zeit, in der der Skilauf gerade erst wirklich populär zu werden beginnt. Mit Fellen an den Skiern steigen Hemingway und seine Frau mit einem Führer ins umliegende Hochgebirge auf, unternehmen ausgedehnte Touren. Übernachtet wird in den damals schon zahlreichen Alpenvereinshütten. So besuchen sie die Lindauerhütte, die Wiesbadener Hütte und das Madlener Haus. Für mehrere Wochen unternimmt Hemingway Touren in der Silvrettagruppe, besucht dabei auch die Jamtal-Hütte, oberhalb von Galtür.
In dieser Zeit arbeitet Hemingway an
The Sun Also Rises (Fiesta)
, seinem ersten Roman, der 1926 erscheint und ihm zum literarischen Durchbruch verhelfen wird sowie an verschiedenen Short Stories. 1925 schreibt Hemingway die Erzählung
Ein Gebirgsidyll
, die sich auf einen Aufenthalt in Galtür im Paznauntal bezieht. Die makabre Erzählung handelt von einem Bauern, der seine tote Frau für Monate im Schuppen aufbewahrt, weil Eis und Schnee es nicht erlauben, die Leiche in das nächste Dorf zu bringen. Seinen Schrunser Aufenthalt beschreibt Hemingway im Schlusskapitel von
A moveable feast (Paris – ein Fest fürs Leben)
, eindrücklich schildert er darin unternommene Skitouren, Lawinenunglücke, das dörfliche Leben, frühen alpinen Tourismus und vor allem die Welt des Hochgebirges.
Ernest Hemingway wird am 21.07.1899 in Oak Park, Illinois, geboren. Sein Vater ist Arzt, die Mutter Musikerin. Hemingway beginnt seine journalistische Laufbahn als Lokalreporter bei einer Zeitung in Kansas City. Der erste Weltkrieg unterbricht seine Karriere, Hemingway meldet sich freiwillig beim Roten Kreuz und kommt an die italienische Front, wo er in den Alpen schwer verwundet wird. Seine schriftstellerische Karriere beginnt in Paris, wo er 1921 hinzieht. Im Salon von Gertrude Stein kommt er in Kontakt mit anderen amerikanischen Schriftstellern, etwa Ezra Pound und Francis Scott Fitzgerald. Gleichzeitig arbeitet er weiter als Reporter, später als Kriegsberichterstatter. 1923 erscheint sein erstes Buch:
Three Stories and Ten Poems
. Ab 1928 verbringt er einige Jahre in Key West. 1934 begibt er sich erstmals auf Großwildjagd in Kenia, eine Leidenschaft, die ihn zeitlebens begleiten wird. 1939 lässt sich Hemingway auf Kuba nieder. 1953 wird ihm der Pulitzerpreis, 1954 der Nobelpreis verliehen. Im selben Jahr überlebt er zwei Flugzeugabstürze. Im Zuge der Revolution 1960 verlässt er Kuba und bleibt ohne festen Wohnsitz. Hemingway, der mit Alkoholismus und Depressionen zu kämpfen hat, nimmt sich im Alter von 61 Jahren das Leben.
Hemingway, häufig zitierter Vertreter der „lost generation“, zählt zu den einflussreichsten amerikanischen Prosa-Autoren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Einfluss hatte er auch auf die Deutsche Literatur der Nachkriegszeit, etwa auf Heinrich Böll. Populär machte ihn weiters sein verzweifeltes Abenteurertum, das er in seinen Texten literarisch verdichtete. Das hat in der Rezeption zu einer beinahe mythischen Aufladung von Hemingways Leben geführt. Schriftstellerisch zeichnen ihn sein knapper, präziser Prosastil und die Form der Short Story aus, ein Stil, der wohl auch von seiner Tätigkeit als Kriegsberichterstatter und Reporter beeinflusst war. Auch inhaltlich wurde Hemingway von den beiden Weltkriegen geprägt: Es sind die Themen Gewalt, Krieg und Tod, die ihn beschäftigen und faszinieren. Viele seiner bekannten Romane (etwa
Haben und Nichthaben
,
Wem die Stunde schlägt
,
Der alte Mann und das Meer
) wurden verfilmt.
Ernest Hemingway: A moveable feast. London: Arrow 1994.
Ernest Hemingway: Selected letters: 1917–1961. Ed. by Carlos Baker. New York: Scribner 1981 (The Scribner library of contemporary classics).
Ernest Hemingway: Sämtliche Erzählungen. Dt. von Annemarie Horschitz-Horst. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1966.
Astre, Georges-Albert: Ernest Hemingway mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Aus d. Franz. von Elmar Tophoven. 23. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1994 (Rowohlts Monographien, 73).
Higgs, Barbara; Straub, Wolfgang (Hrsg.): Wegen der Gegend. Literarische Reisen durch Tirol. Fotos von Paul Albert Leitner und Jo Pesendorfer. Frankfurt am Main: Eichborn 1998.
Sander, Oscar: Hemingway in Vorarlberg. Schruns: Marktgemeinde Schruns 1988.
Zapf, Hubert (Hrsg.): Amerikanische Literaturgeschichte. Stuttgart; Weimar: Metzler 1997.
http://www.uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/Vorlesungen/epik/hemingway.htm
http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761577417/Hemingway_Ernest_Miller.html
VerfasserIn:
Iris Kathan
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Inhalt: Iris Kathan und Jennifer Moritz
Datenbank- und Webprogrammierung:
Ingrid Hayek