Der finnische Autor und Journalist Juhani Aho begibt sich 1903 auf eine Reise, die ihn durch das Zillertal führt, wo er sich für viele Wochen niederlässt. Es sind die politischen Zustände im eigenen Land, die den Autor dazu veranlassen, die Heimat zu verlassen. Zur Zeit Ahos ist Finnland, das 1809 nach einer Reihe schwedisch-russischer Kriege an Russland abgetreten worden ist, ein Großfürstentum Russlands. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird die Autonomie des finnischen Großfürstentums zunehmend gefährdet. In den so genannten „Frostjahren“, die 1899 einsetzen, führen die Einheitsbestrebungen des zaristischen Russland zu zahlreichen Repressionen für das finnische Volk: Zeitungen werden verboten, das Russische wird zur offiziellen Landsprache erklärt, bürgerliche Freiheiten werden eingeschränkt.

1903 ist Aho schon ein bekannter Autor, viele seiner Prosa-Werke werden um die Jahrhundertwende übersetzt und er gilt als Anwärter für den Literaturnobelpreis. In Europa gilt er als Symbolfigur für den Kampf um die finnische Souveränität.

Die Reise, die er gemeinsam mit seiner Frau, seinen beiden Kindern und einer Hausgehilfin unternimmt, führt zunächst ins Zillertal. Am 12. Juni 1903 kommt die Familie in Mayrhofen an und findet zunächst im Hotel Neuhaus, wenige Tage darauf im Haus Wiesl Unterkunft. Der dreimonatige Aufenthalt im Zillertal ist eine produktive Zeit für den Autor: er arbeitet an seinem Roman Kevät ja takatalvi (Frühling und Nachwinter, 1906), schreibt Reisebriefe, die in der liberalen Zeitschrift Päivälehti veröffentlicht und 1908 zusammengefasst in Minkä mitäkin Tyrolista (Dies und das aus Tirol) publiziert werden. Als Folge seines Aufenthalts in Tirol kann auch der 1916 herausgekommene pazifistische Roman Rauhan erakko (Der Friedenseremit) gelesen werden, dessen Handlung in den Alpen angesiedelt ist. Juhani Ahos Frau Venny Soldan-Brofeldt veröffentlicht 1905 ein Kinderbuch über den Tiroler Aufenthalt, das sie auch illustriert (Meidän Tirolin matka, Unsere Tirol-Reise). Die Reise führt schließlich weiter über Venedig nach Florenz, im Sommer 1904 kehrt Aho nach Finnland zurück.