Der Schriftsteller und Jurist Karl Leberecht Immermann reist im September 1833 nach Tirol, um sich "leiblich den Boden zu erobern", den er schon 1827 in dem Andreas-Hofer-Stück Trauerspiel in Tirol fiktionalisiert hatte. Ein Konzertabend der Zillertaler Sängerfamilie Rainer 1826 in Magdeburg, aber auch Kindheitserinnerungen – Immermann war 1809 dreizehn Jahre alt – regten ihn dazu an, sich des historischen Stoffes anzunehmen. „Nie bin ich von einem Stoffe gründlicher erregt gewesen; in diesen Erinnerungen war ich aufgewachsen. Jener Gebirgskrieg mit seiner Verwirrung und Treue blickte wie ein seltsames fremdes Märchen in eine finstere armselige Zeit, in die Zeit, welche dem jetztlebenden Geschlechte leider seine ersten Eindrücke gegeben hat. Lange nachher hörte ich eines Abends schöne Tiroler-Lieder; da entstand das Gedicht und war in vier Wochen fertig geschrieben. Das Wagniß, noch lebende oder jüngst verstorbene Personen in poetische zu verwandeln, bewegte mich so, daß ich damals oft in der Nacht vor Schreck erwachte und dann die Vorwürfe der Tiroler und der französischen Befehlshaber zu hören meinte.“
War Immermann 1827 bei der Arbeit an dem Stück noch darauf angewiesen, sich von seinem Bruder Hermann aus Göttingen „Literatur über den Krieg, namentlich über Hofer“ sowie die „besten Reisebeschreibungen über Tirol, wo möglich mit Kupfern“ beschaffen zu lassen, weil in seiner Heimatstadt Magdeburg – diesem „SauNeste“ – nichts darüber aufzutreiben war, so hat er nun, sechs Jahre später, die Möglichkeit, sich vor Ort und auf die Spuren des eigenen Theaterstücks zu begeben. Er besucht den Bergisel, das Schloss Ambras, den Hof Speckbachers, vergleicht die Anlage seines Trauerspiels mit der Realtopographie, hofft zumindest einer seiner Figuren noch leibhaftig zu begegnen, mit Augenzeugen ins Gespräch zu kommen. Die auf der Reise gewonnenen Eindrücke lässt Immermann 1834 in eine Neubearbeitung des Stücks (Andreas Hofer, der Sandwirth von Passeyer) einfließen.
Immermann liest Tirol in erster Linie als historischen Boden des Jahres 1809 und die damit verbundenen Projektionen. Vor diesem Hintergrund ist sein Interesse für die soziale, politische und kulturelle Realität in Tirol zum Zeitpunkt der Reise relativ gering. Dennoch ist Immermann bei der Wahrnehmung Tirols nicht ausschließlich auf Hofer fixiert. In Innsbruck besucht er, von Jugend an Theaterliebhaber und auf Reisen stets an Bühnen und ihrer Aufführungspraxis interessiert, neugierig das Pradler Bauerntheater. In St. Johann beobachtet er mit zunehmenden Unbehagen eine Tiroler Hochzeit. Die Bergwelt – Tirol zeigt sich Immermann zunächst bei nassem Herbstwetter – bleibt ihm fremd. Als er Tirol verlässt, um über Salzburg weiter nach Prag, Dresden und Berlin zu reisen, ist er trüber Stimmung. Vom Tiroler Landwein plagt ihn die Gicht.