Georg Trakl kommt 1912 nach Innsbruck, wo er am 1. April seinen sechsmonatigen Probedienst als Medikamentenbeamter im Garnisonsspital Nr. 10 antritt. Unterkunft findet er in Pradl, damals vor allem ein Arbeiterviertel, wo er als Untermieter in den zweiten Stock des Hauses Amraser Straße Nr. 51 zieht. Trakl fühlt sich weder in der fremden Stadt, noch bei seiner Arbeit wohl. In einem Brief an seinen Freund Erhard Buschbeck schreibt er, er sei sicher, dass ihn Stadt und Umgebung immer abstoßen würden. Trakl irrt sich, findet er doch gerade in Innsbruck einen Kreis von Menschen, die ihn unterstützen und fördern. Bis 1914 bleibt Innsbruck für ihn eine Art Heimat. In der von Ludwig von Ficker herausgegebenen Kulturzeitschrift Der Brenner (1910–1954) kann Trakl seine Texte publizieren. Am 1. Mai 1912 veröffentlicht Der Brenner Trakls Vorstadt im Föhn. Zahlreiche weitere Veröffentlichungen folgen. Aber nicht nur seine schriftstellerische Tätigkeit wird in Innsbruck anerkannt, auch privat erfährt der krisendurchrüttelte, von seiner Drogenabhängigkeit Gezeichnete Unterstützung. Immer wieder findet Trakl bei Ludwig von Ficker in Mühlau und bei dessen Bruder auf der Hohenburg bei Igls Unterschlupf. Trakl, der sich freiwillig für den Kriegsdienst meldet, verabschiedet sich am 24. August 1914 in „einer traumhaft stille[n] Mondmitternacht“ (von Ficker) am Innsbrucker Bahnhof von Karl Röck, Ludwig und Cissi von Ficker sowie Arthur von Wallpach. Ludwig von Ficker überreicht er bei seiner Abreise an die Front einen Sonderdruck von Drei Gedichten, darin Das Gewitter, Der Abend, Die Nacht, mit der Widmung „Dem Lande Tirol / das mir mehr als Heimat war“.

Um Trakls Leben ranken sich viele Gerüchte, so wird ihm eine inzestuöse Beziehung zu seiner Schwester Grete nachgesagt. Er beginnt früh mit verschiedenen Rauschmitteln zu experimentieren. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs kommt er als Militärapotheker nach Galizien, wo er unter dem Grauen der Schlacht von Grodek zusammenbricht. Daraufhin wird er in die psychiatrische Abteilung des Garnisonsspitals Nr. 15 in Krakau eingewiesen. Am 3. November 1914 stirbt Trakl an einer Überdosis Kokain. Bis heute konnte nicht geklärt werden, ob Trakl Selbstmord begangen oder sich unabsichtlich eine Überdosis verabreicht hat. Auf Anregung Ludwig von Fickers wurde der Leichnam Trakls, der am 6. November 1914 in Krakau beigesetzt worden war, 1925 nach Innsbruck überführt und am 7. Oktober am Mühlauer Friedhof beerdigt.

Trakls Lyrik, die dem Expressionismus zugeordnet wird, spiegelt die Krise des Individuums in der Moderne wie wohl auch seine persönliche Krise wider: sie sprengt die überlieferten lyrischen Formen, widersetzt sich der sprachlichen Wirklichkeit, ist chiffrenhaft, vieldeutig und vielbezüglich, es entsteht eine magische Welt. Zu seinen bekanntesten Werken zählen Sebastian im Traum, die Gedichte Vorstadt im Föhn, das irrtümlicherweise immer wieder auf Innsbruck bezogen wird, obwohl Trakl hier mit seinen Motiven auf die Gegend des städtischen Schlachthofs in Salzburg Bezug nimmt, und Grodek, das er kurz vor seinem Tod verfasst hat.