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Schloss Freundsberg
Oberhalb der Stadt Schwaz, auf einem Hügel erbaut, liegt die ehemalige Burg derer von Freundsberg, einem Adelsgeschlecht aus Bayern.
An der Stelle des heutigen Schlosses soll bereits in vorchristlicher Zeit ein römisches Kastell gestanden haben. Die Burg wurde im 12. Jahrhundert erbaut, 1177 wurde die Burgkapelle eingeweiht. Das unterste Drittel des Bergfrieds stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Der Turm weist drei Bauphasen auf.
Freundsberg war Stammsitz der Familie von Freundsberg, die als Ministerialen der Herren von Andechs-Meranien ins Land gekommen waren. Später dienten sie unter den Grafen von Tirol. 1326 konnte Perchthold von Freundsberg für die Schwazer das Marktrecht gewinnen.
Als mit dem aufkommenden Silberbergbau den Freundsbergern von Seiten der Grafen von Tirol immer mehr Rechte beschnitten wurden, verkauften sie 1467 kurzerhand allen Tiroler Besitz und wanderten nach Mindelheim in Schwaben aus, wo sie sich fortan von Fruntsberg (auch Fruntsperg) nannten.
Erzherzog Sigismund der Münzreiche entdeckte die Burg als Stützpunkt für seine Jagdausflüge und ließ die Türmerwohnung im 5. Stock des Bergfrieds ausstatten. Diese ist bis heute nahezu unverändert erhalten geblieben mit Fresken, Rankenmalereien und Jagdmotiven.
1634 ließ der Kartograph Matthias Burglechner, der die Burg als Pfandlehen erhalten hatte, den Palas abtragen und an dessen Stelle die Schlosskirche errichten. Ihr kommt heute als einzige erhalten gebliebene Spätrenaissancekirche Tirols eine besondere Bedeutung zu.
1788 wird die Burg wieder landesfürstlich. Im Jahr 1811 wäre es beinahe aus gewesen mit Freundsberg, als die bayerischen Besatzer sie dem Erdboden gleich machen wollten. König Ludwig, der Bayernkönig, konnte dies in letzter Sekunde verhindern.
1812 kommt Freundsberg an die Pfarre, seit 1939/1942 ist sie im Besitz der Stadt Schwaz, die ein Heimatmuseum eingerichtet hat.
Das Schloss hebt sich baulich besonders von anderen seiner Art ab: es besteht fast nur aus Palas und Kirche, da die umgebende Ringmauer bereits früh abgetragen worden war. Durch den Burgeingang betritt man den offenen Innenhof, der heute eine beliebte Jausenstation ist. Vom Hof gelangt man in die Schlosskapelle, die dem Hl. Jakob geweiht ist. In den Untergeschossen des Bergfrieds befindet sich das bereits erwähnte Heimatmuseum; dort werden thematisch der Silberbergbau, das Schützenwesen, das Handwerk, Kunsthandwerk aus der Schwazer Gegend sowie die Industrie behandelt.
Aus der Sage:
Der schwarze Ritter
Östlich von der Burg Fruntsperg erhebt sich im Wald ein steiler Fels, der Moserstein. Auf seiner Kuppe lässt sich gut träumen: die Bäume des Waldes rauschen ihr ewigjunges Lied und das Auge hängt trunken an der Schönheit der Bergheimat, die sich heiter und freudig darbietet. Um diesen Stein wittert eine alte düstere Sage aus längst verklungenen Tagen.
Als das Geschlecht der Ritter von Fruntsperg auf der Burg hauste, führte ein geheimer, unterirdischer Gang von der Burg zum Moserstein und von dort zum Schloss Tratzberg. Dieser dunkle Gang barg ein schauriges Geheimnis: An der Stelle, wo der Stollen unter dem Inn verlief, stand ein nachtschwarzer Ritter mit einem gewaltigen Bidenhändler und schlug jedem das Haupt ab, der in seine verhängnisvolle Nähe kam. […]
So ersparten sich die Fruntsperger bei hochnotpeinlichen Halsprozessen den Scharfrichter.
Wenn sie einem armen Malefikanten das Leben abtun wollten, ließen sie den Verurteilten von den Kriegsknechten in den todbringenden Gang stoßen. Er hatte die Wahl zwischen dem elenden Hungertod und dem flinken Schwert des fürchterlichen Freimannes.
(Knapp, Ludwig: Sagen aus Schwaz. 2004, S. 44)
Quellenangabe: Bahnmüller, Wilfried: Burgen und Schlösser in Tirol, Südtirol und Vorarlberg. St. Pölten – Wien – Linz: NP Buchverlag 2004.
Greinz, Rudolf: Von Innsbruck nach Kufstein. Eine Wanderung durch das Unterinntal. Geschildert von Rudolf Greinz. Leipzig: Deutsche Verlags-Anstalt 1913.
Hye, Franz-Heinz: Die Silberstadt Schwaz. In: Vogel, Dieter: Der Inn. Landschaften und Städte. Vilsiburg: Kiebitz-Buch 2001.
Knapp, Ludwig: Sagen aus Schwaz. Ausgewählt und erzählt von Ludwig Knapp. Schwaz: Malerwies Eigenverlag 2004.
Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage. Innsbruck: StudienVerlag 2005.
Pinzer, Egon und Beatrix: Burgen, Schlösser, Ruinen in Nord- und Osttirol. Innsbruck: Edition Löwenzahn 1996.
Verfasser/in: Jennifer Moritz
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