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Gasthof Delevo (Innsbruck)
Das ehemalige Delevo in der Maria-Theresien-Straße war bis 1887 ein beliebter Treffpunkt der literarischen Heimgartenrunde.
1735 ersuchte der aus dem italienischen Savoyen stammende Josef Ignaz Delevo um die Erlaubnis an, das seiner Mutter gehörende Haus in der Maria-Theresien-Str. Nr. 9 als Gasthof führen zu dürfen. Delevo, der mehrere Male zum Innsbrucker Bürgermeister gewählt wurde, besaß bereits drei Wirtsbehausungen in der Stadt, u. a. das Weiße Rössl. Nach Delevos Tod 1760 führte dessen Schwester Rosa dreißig Jahre lang das Gasthaus, bevor es an viele verschiedene Besitzer überging. 1853 kaufte es Peter Spielmann, der das Delevo als Wirtshaus und Bäckerei führte. Dessen Witwe Balbina führte das Haus erfolgreich weiter. Im Garten des Gasthauses befand sich eine Kegelbahn, die sogenannte „Beatushöhle“, und in der „Delevohütte“ tagte die aus Künstlern und Literaten bestehende Heimgartenrunde. Als 1887 das Ehepaar Josef und Aloisia Riedl das Haus kaufte, wurde es rigoros umgebaut. Es entstand eine neue Veranda, eine Winterkegelbahn ersetzte die Beatushöhle. Mit dem Umbau löste sich auch die Heimgartenrunde auf. 1896/97 wurde der zugehörige Gasthof in der Erlerstraße neu erbaut und ersetzte das ehemalige Delevo-Stöcklgebäude im Hinterhof.
Riedls Sohn führte das Delevo weiter, bis es 1920 in den Besitz der Toblacher Familie Baumgartner überging. 1953 wurde das Haus aufgrund einer teilweisen Bombardierung durch den Architekten Herbert Nagiller umgebaut und modernisiert. Heute wird es als Zweisterne-Hotel geführt.
Der Reiseschriftsteller Heinrich Noë zählt in seinem Illustriertem Führer durch Innsbruck und Umgebung das Delevo neben dem Jörgele und dem Grauen Bären zu den Weinhäusern der Stadt. Diese werden bevorzugt von Georg Trakl und Karl Röck besucht.
Quellenangabe: Felmayer, Johanna (Bearb.): Die profanen Kunstdenkmäler der Stadt Innsbruck. Altstadt – Stadterweiterungen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Bearbeitet von Johanna Felmayer. Vorarbeiten von Heinrich Hammer. Wien: Schroll & Co 1972 (Österreichische Kunsttopographie, 38).
Felmayer, Johanna (Bearb.): Die profanen Kunstdenkmäler der Stadt Innsbruck. Außerhalb der Altstadt. Bearbeitet von Johanna Felmayer. Beiträge von Hans Gschnitzer und Magdalena Hörmann. Die Ur- und Frühgeschichte Innsbrucks von Hannsjörg Ubl. Wien: Schroll & Co 1981 (Österreichische Kunsttopographie, 45).
Klein, Hugo: Alt-Innsbrucker Gaststätten. Historische Plaudereien von Hugo Klein. Innsbruck: Wagner 1962 (Schlern-Schriften, 222).
Walder-Gottsbacher, Peter: Vom Wirtshaus zum Grand-Hotel: Ein Spaziergang zu Innsbrucks historischen Gaststätten. Innsbruck; Wien (u.a.): Studien-Verlag 2002 (Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs; N.F., 28).
Verfasser/in: Christiane Oberthanner
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