|
Hans Obrist(auch: Hanns Obrist) Geb. 12.12.1798 in Stans; gest. 26.03.1882 in Stans.
Ältester Sohn des Gemeindevorstehers und Freiheitskämpfers Anton Obrist und der Notburga, geb. Stinl. Widmete sich in seinen Jugendjahren der Gärntnerei. Die erste Ausbildung erhielt er in der Klostergärntnerei zu Fiecht, um 1820 war er Gärtner bei der Gräfin Trautmannsdorf (verheir. Pfretschner) in Jenbach. Dann begab er sich auf Reisen, die ihn nach Graz, Wien, Prag, Dresden und Frankfurt/M. führten. In Mannheim stand er längere Zeit in Diensten der Familie Bethmann-Hollweg. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1834 den Bauernhof in Stans, auf dem er eine Obstbaumschule betrieb.
Obrist trat in seinen Gedichten für Gott, Kaiser und Vaterland ein, dies hinderte ihn nicht daran, zumeist in satirisch-ironischer Weise Missstände aufzuzeigen. In seiner Selbstvorstellung als "Der singende Bauer" heißt es: "Sein bittrer Spott nahm jederzeit / Den, der's verdient, beim Kragen, / erlaubt es ja die Preßfreiheit / Die Wahrheit jetzt zu sagen?" (Zither und Pflug, S. 4) In seinen 'Zeitgedichten' trat er offen gegen den metternichschen Polizeistaat auf, entschuldigte aber den Kaiser, der selbst öfters hinters Licht geführt worden sei. "Kleine Metterniche finden / Wir auch hier herum, / welche zwar nur Bauern schinden, / Weil wir alle gut und dumm. - " (aus: Gedankenspäne eines Tiroler Bauern im Mai 1848. In: Zither und Pflug, S. 39-46).
Einige von Obrists Texten kursierten als gedruckte Flugblätter. Besonders bekannt wurde das anonym verbreitete "Auswandererlied". Obwohl in der Bevölkerung der Verfasser bekannt war, gelang es der Polizei nicht, den Verfasser ausfindig zu machen. Das Gedicht entstand wahrscheinlich anlässlich der Auswanderung von 300 Tirolern im Jahre 1957 nach Peru. Nachfolgend die 3. - 5. Strophe des insgesamt 8 Strophen umfassenden Gedichts:
Ach es sind jetzt zum Exempel
hier bey Aemtern Tax und Stempel
Armen unerschwinglich bald;
macht man es so fort im Lande
wird der Mann vom Mittelstande
bald zum Bettler mit Gewalt.
Drum, wer arm, und brav ist wandere,
such bald sich eine andere
Heimath in Amerika.
Eilet, wer nur kann und fliehet,
eh' man euch die Haut abziehet
Schulden zu verzinsen da.
Schwer wird zwar der Abschied werden
um das Theuerste auf Erden,
wenn die Heimath uns entflieht:
doch verleidet sie den Armen,
der nur Schergen und Gendarmen,
Förster und Finanzer sieht.
- Zither und Pflug. Zeitbilder des Jahres 1848. Innsbruck: Rauch 1850, 113 S.
- Der tiroler Schütz auf der Wache [Gedicht]. In: Tiroler Schützenzeitung. 1848, S. 361
- Die Huldigung zu Innsbruck. Der Himmelskönigin dargebracht am 7. Juli 1850 [Gedicht]. In: Volksblatt für Tirol und Voralberg. Jg./Nr. 15, 1850 (Beiblatt), S. 241-242
- Schnaderhüpfeln. In: Innsbrucker Tagblatt. 1850, S. 628
- Der Zwanzger mit dem Loch [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1850, S. 2032; 2040
- Mahnung für Flatterer, wie auch für Vogelsteller zu gebrauchen [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1850, S. 934
- Neue Tiroler Schnaderhüpfeln. In: Innsbrucker Tagblatt. 1850, S. 522; 550
- Vorläufige Einladung an die Standschützen Tirols (Kaiserschützen) [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1850, S. 664; 669
- Reue und Leid [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1850, S. 562
- An eine falsche Banknote [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1850, S. 409
- Gassenhauer des Besenbinders aus S(ans) i.J. 1851 [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1851, S. 1166
- Wiederum - etwas fürs Tagblatt [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1851, S. 591
- Ein Nasenstüber für's Tagblattl [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1851, S. 873
- Tiroler Schnaderhüpfl [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1851, S. 955
- Der Kopf an das Herz [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1851, S. 634
- Nachricht an Obstbaumfreunde [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1851, S. 820
- Da haben wirs! [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1851, S. 1150
- Lamentation [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1851, S. 1276
- An einen alten Sechskreuzer Münzschein [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 88
- Berichtigung [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 258
- An den Gimpelfänger in Innsbruck [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 569
- Das arm und reiche Bäuerlein [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 375
- In Sachen des Pantoffels [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 1182
- Dank- und Erntefest in St(ans) den 10. Okt. 1852 (Kirchenrenovierung) [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 1154
- Gedanken über Bettler und Vorschläge dieselben zu vermindern [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 137
- An den himmlischen Vater [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 779
- Klagen eines Hausknechts [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 876
- Das gläserne Gericht [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 1349
- An Joh. G. Mayr [Gedicht]. In: Innsbrucker Zeitung. 1852, S. 808 (Info)
- Neue Schnaderhüpfler des Alten [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 114
- Abschiedsworte eines Mitglieds bei seinem freiwilligen Austritt aus dem großen Gemeindeausschusse im Febr. 1852 [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 201
- Nachtrag zu N 3 im Tagblatt 1852 [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 76
- Fragen [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 948
- Etwas zur Beherzigung für Blauröcke [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 181
- Zur Nachricht [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 298
- Stimme aus dem Vomperloch [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 340
- Mühlsteinlied aus dem Unterinntal [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1852, S. 799
- An den hochw. Bischof in Freiburg [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1853, S. 1739
- Lob und Tadel [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1853, S. 906
- Die Früchten-Ausstellung in Innsbruck [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1853, S. 1495
- An die kleinen Musikanten in Schwaz [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1853, S. 464
- An Blumenfreunde [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1853, S. 846
- Das Lied vom Achensee [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1853, S. 951
- Grüße an die Kaiser-Braut 24. Apr. 1854 [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1854, S. 553
- Gedanken eines Tiroler Bauers zu Ende März 1848; Auf das neue Jahr 1849 [Gedichte]. In: Hermann Dreier: Lebensbilder aus Tirol. Mainz: Kirchheim 1858, S. 75; 77
- Gedicht zur Viehausstellung in Schwaz. In: Bote für Tirol und Vorarlberg. 1866, S. 1002
- Zur Jubiläums-Feier Pius IX [Gedicht]. In: Tiroler Stimmen. Jg./Nr. 135, 1871
- Schützenabschied; Schützenheimkehr [Gedichte]. In: Tiroler Dichterbuch. Hg. Ambros Mayr. (mit Kurzbiographie). Innsbruck: Wagner 1888, S. 59-60
- Auswandererlied [Gedicht]. In: Tiroler Heimatblätter. Jg./Nr. 11-12, 1938, S. 325
- Siebentes Gebot: Du sollst nicht stehlen. - Landwirtschaftliches. In: Tiroler Heimatblätter. Jg./Nr. 5-6-, 1941, S. 90f
- Zur Beherzigung ins Achenthal [Gedicht]. In: Staudl-Jaud: Achentaler Heimatbuch. Innsbruck 1965 (Schlern-Schriften, 241), S. 429-431
- Lied'l. In: Begegnungen. Tiroler Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Texte und Kommentare. Hg. Josef Feichtinger, Gerhard Riedmann, Arbeitskreis Südtiroler Mittelschullehrer. Bozen: Athesia 1994, S. 276
Sekundärliteratur (Auswahl)
- Luksche: An Hans Obrist, den Bauern von Stans [Gedicht]. In: Innsbrucker Tagblatt. 1850, S. 533; 550; 562
- Zither und Pflug. [Rezension]. In: Tiroler Zeitung. 1850, S. 516
- Etwas vom wirklichen Obrist Hans in Stans. In: Tiroler Stimmen. Jg./Nr. 31, 1878
- Hans Obrist, Volksdichter in Stans, +. In: Andreas Hofer. Wochenblatt für das Tyroler Volk. Jg./Nr. 13, 1882, S. 120
- Hans Obrist, Bauer, Volksdichter, +. [Notiz]. In: Bote für Tirol und Vorarlberg. 1882, S. 563
- Hans Obrist, Dichter. Biographische Notiz. In: Bote für Tirol und Vorarlberg. 1887, S. 3
- Hans Obrist. In: Pichler, Adolf: Zur neuern deutschen Litteratur in Tirol. In: Österreichisch-Ungarische Revue. Separatdruck. Jg./Nr. XIII/2+3, 1892
- Pichler, Adolf: Dialektpoesie in Tirol. In: Zeitschrift für Volkskunde. Berlin 1894, S. 332
- Hans Obrist. Bauer und Dichter, geb. zu Stans 1798. In: Erstes biographisch-literarisches Schriftstellerlexikon von Tirol. Hg. P. Vinzenz Gasser, O.S.B.. Band III. 1896, S. 30
- Hans Obrist, 1798-1882. Verfasser des Auswandererliedes. In: Mazagg, Peter: Die Auswanderer nach Peru im Jahre 1857. In: Tiroler Heimatblätter. Jg./Nr. 11-12, 1938, S. 324-326
- Ein Prozeß des Bauerndichters Franz [sic!] Obrist mit dem Grafen Enzenberg. In: Tiroler Heimatblätter. Jg./Nr. 5-6, 1941, S. 90-91 (Info)
- In: Bio-bibliographisches Literaturlexikon Österreichs. Hg. Hans Giebisch, Gustav Gugitz. Wien: Hollinek 1964, S. 284
- Hans Obrist. In: Berta Margreiter: Die Mundartdichtung im Tiroler Unterland. In: Die Mundartdichtung in Tirol. Wien: Mundartfreunde Österreichs 1985 (Mitt.d. Mundartfreunde Österr. 1982/83, 1-4), S. 132 (Info)
- Naupp, Thomas: Hans Obrist - Pomolog und Dichter. In: Stans - Das Dorf und seine Leute. Heimatbuch der Dorfgemeinde Stans. Schwaz: Berenkamp 1992, S. 308-317
- Naupp, Thomas: Obstbaumzüchter und Bauerndichter. Lebensbild des Hans Obrist aus Stans (1798-1882). In: Reimmichls Volkskalender (Innsbruck). M. Abb. Innsbruck: Tyrolia 2002, S. 96-100
- In: Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollst. überarb. u. erg. Neuaufl. Innsbruck, Wien, Bozen: Studienverlag 2005, S. 403
| |