Burghard Breitner

Sohn des Schriftstellers Anton Breitner. Seine Gymnasialzeit verbrachte Breitner im Collegium Mariano Rupertinum in Salzburg. Sein Vorbild August Brunetti-Pisano weckte früh sein Interesse an der Literatur, so schrieb er bereits während seines Maturajahres 1901/1902 sein erstes Bühnenstück "Will's tagen?". Ab 1902 studierte Breitner in Graz Medizin, 1905 absolvierte er das erste Halbjahr seines militärischen Dienstes in Trient bei den Tiroler Kaiserjägern. Neben seinem Studiium war Breitner auch als Dramaturg des Grazer Stadttheaters und des "Theaters am Franzensplatz" beschäftigt und gehörte der dortigen Studentenverbindung "Vandalia" an. 1905 wechselte Breitner an die Universität Wien und studierte dort bis zu seiner Promotion 1908, unterbrochen nur von einem Gastsemester im norddeutschen Kiel 1906 sowie einem Aufenthalt im russischen St. Petersburg.

Nach seiner Promotion absolvierte er den zweiten Teil seines Militärdienstes in einem Spital in Triest. Ab 1909 segelte er als Schiffsarzt um die Welt segelte und kam dabei nach Skandinavien,in den Orient und nach (Nord-)Amerika. Im Balkankrieg 1912/13 diente Breitner zunächst als Freiwilliger in einer Chirurgengruppe unter der Führung von Paul Clairmont im bulgarischen Hauptquartier und später als Truppenarzt in Bosnien. Für seine Tätigkeit auf dem Balkan wurde er mit dem Offizierskreuz des Alexanderordens mit der Kriegsdekoration ausgezeichnet.

Während des Ersten Weltkrieges geriet Breitner bereits im September 1914 in Frampol/Polen in russische Kriegsgefangenschaft und war bis zu seiner Rückkehr im November 1920 als Arzt in einem sibirischen Kriegsgefangenenlager tätig. Aufgrund seines aufopferungsvollen Bemühens um seine mitgefangenen österreichischen und deutschen Kameraden, aber ebenso um gegnerische Soldaten wurde er als "der Engel von Sibirien" bezeichnet. Die Tatsache, dass Breitner auf eine für ihn persönlich mögliche frühere Rückkehr in die österreichische Heimat oder eine Versetzung an einen angenehmeren Ort immer wieder verzichtete, trug zum "Mythos Breitner" entscheidend bei. Er machte auch die Lagerkommandanten und die feindlichen Regierungen auf die schlechten hygienischen Bedingungen sowie Verstöße gegen die "Genfer-Konvention" aufmerksam. In Österreich fanden seine Tätigkeiten in Sibirien sogar Eingang in die Volksschullesebücher.

Nach seiner verspäteten Rückkehr aus dem Krieg habilitierte sich Breitner 1922 und arbeitete danach als Assistenzarzt in diversen Kliniken, bis er 1932 die Lehrkanzel der Medizin in Innsbruck übernahm, die er bis 1955 innehatte. Ab dem Semester 1952/53 fungierte er als Rektor der Universität Innsbruck.

Während der Zeit des Nationalsozialismus geriet Breitner ins Visier der Gestapo, weil er den Ariernachweis nicht erbringen konnte. Er konnte aber in seiner Stellung verbleiben, wohl nicht zuletzt wegen seiner deutschnationalen Einstellung.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Behörden wiederum auf Breitner aufmerksam wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP. Er war seit 1939 Angehöriger der Partei. Laut dem Personalakt der Universität Innsbruck fiel der Parteieintritt schon in das Jahr 1932, was Breitner selbst stets bestritten hat.

Breitner war nach dem Zweiten Weltkrieg auch in leitender Position des Tiroler sowie des Gesamtösterreichischen Roten Kreuzes tätig und setzte sich als Präsident direkt in Moskau für die Freilassung der kriegsgefangenen Österreicher ein.

Zu seinen Lebzeiten war er stets ein Mann der Öffentlichkeit. Er verfasste über 200 wissenschaftliche Arbeiten, erhielt zahlreiche Orden und Auszeichnungen und war Mitglied in mehreren Ärztegesellschaften. 1950 stellte er sich außerdem der Wahl zum österreichischen Bundespräsidenten. Breitner erzielte dabei einen Achtungserfolg, als er in Innsbruck und Salzburg die absolute Stimmmehrheit eroberte.

Breitner war Ehrenbürger der Stadt Salzburg und der Namensgeber für den "Burghard Breitner Preis", der für "Zivilcourage und hohen Aufopferungsgeist" verliehen wurde.

• Wilhelm von Scholz. Wien: A. della Torre 1902
• Will's tagen?. Soziales Drama in 3 Akten. Berlin: Schuhr 1903, 159 S. (Info)
• Joseph Lauff. Wien: A. della Torre 1903
• Für die Farben. Ein Akt aus dem Studentenleben. Berlin: Schuhr [1904], 66 S.
• Zur Bühnenbearbeitung von R. Hamerlings "Danton und Robespierre". Wien: A. della Torre [1905]
• Die Spinne von Isera [Novellen]. Leipzig: Haupt & Hammon 1909, 106 S.
• Treibeis. Ein Schauspiel von Bruno Sturm. Leipzig: Haupt & Hammon 1909, 87 S.
• Gegen Weininger. Ein Versuch zur Lösung des Moralproblems. Wien, Leipzig: Braumüller 1912, 78 S.
• August Brunetti-Pisano. Kampfruf von Bruno Sturm. Wien: Konegen 1912, 62 S.
• Balkan-Kriegstagebuch 1913. Wien: Braumüller 1913, 191 S.
• Unverwundet gefangen. Aus meinem sibirischen Tagebuch. Wien; Berlin; Leipzig; München: Rikola 1921, 403 S. (Info)
• "Feige Soldaten!". Wien, Leipzig: Braumüller 1922, 128 S.
• Johannes. Mit einer Umschlag-Lithogr. v. Richard Teschner. Wien, Leipzig: Avalun 1922 (Avalun-Tausenddrucke 7), 110 S.
• Ring der Ringe. Schauspiel. Wien, Leipzig: Braumüller [1924], 274 S.
• Sonja [Erzählung]. Wien: Neugebauer 1927, 48 S.
• Die Flucht. Der Roman einer Armee. Darmstadt, Leipzig: Hofmann & Co. 1929, 179 S.
• Mormonen und Medizinmänner. Wien: Amalthea 1930, 169 S.
• Blick auf Japan. Salzburg u.a.: Das Bergland-Buch 1935, 91 S.
• Ärzte und ihre Helfer im Weltkriege 1914-1918. Helden im weißen Kittel. Apotheker im Weltkriege. Hg. Burghard Breitner. Wien: Göth 1936, 503 S.
• Das Genie des Lehrens (Paul Clairmont). Innsbruck: Inn-Verlag 1948, 69 S.
• Auflehnung gegen das biologische Gesetz. Wien: Europa Verlag 1949, 111 S.
• Glanz der Wege. Reisebilder. Innsbruck: Inn-Verlag [1952], 248 S.
• Der ewige Eid. Antrittsrede, gehalten anläßlich der Inauguration zum Rector magnificus des Studienjahres 1952/53 am 11. Dezember 1952 in der Aula der Leopold-Franzens-Universität zu Innsbruck. Innsbruck: Tyrolia 1953, 14 S.
• Asiatischer Spiegel. Innsbruck: Inn-Verlag [1955], 160 S.
• Hand an zwei Pflügen. [Memoiren]. Innsbruck: Inn-Verlag [1958], 322 S. (Info)

• Für die Farben. UA: Graz. 1902
• Treibeis. UA: Salzburg. 1908
• Madonna im Glück. UA: Salzburg. 24.11.1920

• [Gedichte]. In: Österreichische Monatshefte. Jg./Nr. 5/1, 01.1929, S. 17
• Kriegsgefangene Ärzte in Russland und Sibirien; Mißglückte Flucht. In: Ärzte und ihre Helfer im Weltkriege 1914-1918. Helden im Weißen Kittel. Apotheker im Weltkriege. Hg. Burghard Breitner. Wien: Göth 1936, S. 410-414, 494
• Medizin als Geisteswissenschaft. In: Wissenschaft und Gegenwart. Internationale Hochschulwochen des Österreichischen College, Alpbach-Tirol, 25. August bis 10. September 1945. Hg. Simon Moser. Innsbruck: Tyrolia 1946, S. 125-131
• Die tote Stadt. Aus einem Reisetagebuch. In: Austria - Die Welt im Spiegel Österreichs. Zeitschrift für Kultur und Geistesleben. M. Abb. Graz [u.a.]: Styria Jg./Nr. 9, 1948, S. 345-346
• Aus: Asiatischer Spiegel. In: Die Wochenpost. Innsbruck Jg./Nr. 6, 1955, S. 2
• Heinrich von Schullern. In: Wort im Gebirge. Jg./Nr. 7, 1956, S. 7-9

• In: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jh. bis zur Gegenwart. Band 1. Leipzig: Reclam 1913, S. 343
• Burghard Breitner. In: Adolf Bartels: Die deutsche Dichtung von Hebbel bis zur Gegenwart. (Die Alten und die Jungen). 3. Teil. Leipzig: Haessel 1922, S. 191
• In: Lederer, Hans: Tirols heutige Dichtung. Österreichischer Alamanach und Künstler-Adreßbuch 1934. In: Kunst in Österreich. Österreichischer Alamanach und Künstler-Adreßbuch 1934. Zusammgestellt u. Redaktion von Josef Rutter. Leoben: Kunst in Österreich, Almanach 1933
• 50. Geburtstag des Univ.-Professors Burghard Breitner. In: Tiroler Anzeiger. Jg./Nr. 130, 1934, S. 9 (Info)
• In: Hutschenreiter, Ernst: Standesbuch österreichischer Schriftsteller und Schriftstellerinnen. Wien: Augartenverlag Stephan Szabo [1937] , S. 19
• Prof. Dr. Burghard Breitner 60 Jahre alt. In: Innsbrucker Nachrichten. Jg./Nr. 136, 1944, S. 3 (Info)
• In: Kleines Österreichisches Literaturlexikon. Hg. H. Giebisch, L. Pichler, K. Vancsa. Wien: Hollinek 1948 (Österreichische Heimat 8), S. 41
• Prof. Burghard Breitner 65 Jahre. In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 132, 1949, S. 4 (Info)
• Prof. Dr. Burghard Breitner Präsident des österreichischen Roten Kreuzes. In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 72, 1950, S. 2
• Wahlwerbung für Univ.- Prof. Burghard Breitner eröffnet (Bundespräsident). In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 73, 1951, S. 2
• Dr. med. Burghard Breitner. In: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Hg. Österreich-Institut. Bearb. Robert Teichl. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1951, S. 27
• Prof. Dr. Burghard Breitner Rector Magnificus 1952/53. In: Tiroler Nachrichten. Jg./Nr. 138, 1952, S. 4 (Info)
• Prof. Burghard Breitner zum Ehrenmitglied der "Medizinischen Gesellschaft für Oberösterreich" ernannt. In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 234, 1953, S. 3
• Univ.- Prof. Burghard Breitner 70. Jahre. In: Tiroler Nachrichten. Jg./Nr. 132, 1954, S. 4 (Info)
• Ehrung für den "Engel von Sibirien". In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 177, 1954, S. 3
• Großes silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich an Univ. Prof. Burghard Breitner. In: Tiroler Nachrichten. Jg./Nr. 236, 1954, S. 4 (Info)
• In: Wegweiser durch die moderne Literatur in Österreich. Hg. Heinz Kindermann. Innsbruck: Österreichische Verlagsanstalt 1954, S. 53
• Festschrift anlässlich des 70. Geburtstages unseres Präsidenten Professor Dr. Burghard Breitner. F. d. Inhalt verantwortl. Herbert Biringer. Wien: Otto Wilhelm Barth 1954
• Asiatischer Spiegel - ein neues Werk von Burghard Breitner. [Besprechung]. In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 41, 1955, S. 4
• Hohe Ehrung für Prof. Burghard Breitner. Zum Großoffizier des Ordens von Oranien-Nassau ernannt. In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 68, 1955, S. 4 (Info)
• Sauser, Gustav: Burghard Breitners letzte Rolle. In: Die Pyramide. Jg./Nr. 5, 1956, S. 78-79
• Burghard Breitner +. [Nachruf]. In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 74, 1956, S. 1; 3; 10 (Info)
• Arnold, Fritz: In memoriam Univ. Prof. Burghard Breitner [Gedicht]. In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 76, 1956, S. 10
• Der letzte Weg des verstorbenen Univ.Prof. Burghard Breitner. In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 76, 1956, S. 5 (Info)
• In Memoriam Univ.- Prof. Dr. Burghard Breitner. Gedächtnisfeier. In: Tiroler Nachrichten. Jg./Nr. 73, 1957
• Ein Leben lang die "Hand an zwei Pflügen". Heute erschienen die Memoiren von Univ.- Prof. Dr. Burghard Breitner. In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 282, 1958, S. 13
• Hand an zwei Pflügen. [Besprechung]. In: Tiroler Nachrichten. Jg./Nr. 139, 1959, S. 9
• Gedenken für Burghard Breitner anläßlich seines 5. Todestages . In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 82, 1961, S. 6
• In: Bio-bibliographisches Literaturlexikon Österreichs. Hg. Hans Giebisch, Gustav Gugitz. Wien: Hollinek 1964, S. 40
• Gedenkfeier für den vor 10 Jahren verstorbenen Univ.- Prof. Dr. Burghard Breitner. In: Tiroler Nachrichten. Jg./Nr. 72, 1966, S. 1
• In: Wimmer, Paul: Wegweiser durch die Literatur Tirols seit 1945. Darmstadt: Bläschke 1978 (Brennpunkte 15, Hg. Hermann Kuprian), S. 122
• 100. Geburtstag von Prof. Dr. Burghard Breitner. In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 136, 1984, S. 4
• In: Klimpel, Volker: Schriftsteller - Ärzte. Biographisch-bibliographisches Lexikon von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hürtgenwald: Guido Pressler 1999, S. 36f
• Angetter, Daniela: Skizzen aus dem Leben des Salzburger Chirurgen und Schriftstellers Burghard Breitner. In: Bericht über den 23. Österreichischen Historikertag in Salzburg. Salzburg: Verband Österreichischer Historiker und Geschichtsvereine 2003, S. 385-396
• In: Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Begr. von Wilhelm Kosch. 2003 (Band IV), S. 142f
• In: Pfaundler-Spat, Gertrud: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Vollst. überarb. u. erg. Neuaufl. Innsbruck, Wien, Bozen: Studienverlag 2005, S. 57
• Daxecker, Franz: Zum 50. Todestag des Chirurgen Burghard Breitner. In: Tiroler Heimatblätter. M. Bild. Jg./Nr. 1, 2006, S. 8-12
• Erinnerung an zwei Vordenker. Gedenkfeier zum 30. Todestag von Chirurgie-Vorstand Paul Huber und Vorgänger Burghard Breitner. In: Tiroler Tageszeitung. M. Abb. Jg./Nr. 17, 2006, S. 30
• 50. Todestag von Rot-Kreuz-Gründer Burghard Breitner. In: Innsbruck - Die Landeshauptstadt informiert. M. Abb. Jg./Nr. 6, 2006, S. 20
• Zwischen Kaiserreich und Republik. Vor 50 Jahren starb der Wahltiroler Burghard Breitner. In: Tiroler Tageszeitung. Jg./Nr. 76, 2006 (Magazin), S. 3
• Burghard Breitner. Biographie. In: Daxecker, Franz: Der Chirurg Burghard Breitner. Dichter oder Heiler?. The surgeon Burghard Breitner. Poet or Healer?. Leipzig 2006 (Info)
• Huber, Heinz: Bemerkenswerte Ärzte und Forscher der Innsbrucker Medizinischen Schule. In: Die Innsbrucker Medizinische Schule. M. Abb. Innsbruck: Innsbruck Medical University Press 2010, S. 44-45
• Burghard Breitner * 1884 + 1956. In: Goller, Peter: "Jubel ohne Ende...!": Die Universität Innsbruck im März 1938. Zur Nazifizierung der Tiroler Landesuniversität. Wien: Löcker 2012, S. 132-134
• Porträt von Burghard Breitner. In: Margreiter, Raimund: Geschichte der Innsbrucker Chirurgischen Universitätsklinik. M. Abb. Innsbruck [u.a.]: Haymon 2012, S. 46-55
• Über die ärztliche Ethik. Julia Gschnitzer liest aus Burghard Breitners Vorträgen über ärztliche Ethik. In: Tiroler Tageszeitung. M. Abb. Jg./Nr. 124, 2015, S. 6