825074 Architektur als Zeichen

Sommersemester 2013 | Stand: 10.12.2013 LV auf Merkliste setzen
825074
Architektur als Zeichen
SE 2
2,5
Block
keine Angabe
Deutsch
Die Aufgabe für diesen Workshop besteht aus zwei Komponenten. Die erste widmet sich der Erstellung von dynamischen Zeichnungen die das Konzept der Linie als gegenwärtiges Entwurfselement untersuchen und hinterfragen. Hierzu werden spezifische Techniken in „Maya-Hair-Modelling“ getestet um eine Serie von Diagrammen zu erstellen. (Online Tutoriums werden bereitgestellt, Vorwissen ist nicht erforderlich. Maya muss aber für alle Studenten zugänglich sein) Die zweite Komponente ist die Erstellung physischer Modelle, welche die zweidimensionalen Charakteristika der Diagramme in die dritte Dimension übersetzen. Alle Studenten müssen jeweils ein Modell erstellen und eine Serie von Diagrammen/Zeichnungen generieren. Zusammenarbeit in Gruppen, falls erwünscht, ist zulässig. Das Ziel für dieses Projekt ist die Erstellung komplexer und vielschichtiger Zeichnungen und Modelle, welche eine gegenseitige Beziehung erkennen lassen und die Eigenschaften der dynamisch kontrollierten Linie erforschen. Die Arbeiten sind als experimentell und abstrakt anzusehen und nicht per-se als architektonisch oder maßstäblich. Dennoch sollten sie durch einen spezifischen, kontrollierten Prozeß generiert werden und auf mögliche architektonische Qualitäten hindeuten. Materialität, Struktur und Organisation sind kritisch zu hinterfragen und, um mit Hogarth zu schliessen, Variabilität der dynamischen, autonomen Linie soll auf sein volles künstlerisches Ausdruckspotential untersucht werden.
Es gibt keine Architektur ohne die Linie. Die gerade Linie verbindet zwei Punkte, zwei Linien gekreuzt werden zum Raster, drei Linien zur Fläche. Geometrie beschreibt die Logik und Verhältnismäßigkeiten die wir in der Natur zu finden glauben. Aber die Linie ist natürlich mehr als nur ein Ausdruck von Gesetzmäßigkeiten, sie ist ein Kulturgut welches über Jahrhunderte Generationen von Künstlern und Architekten als Mittel des schöpferischen Schaffens für immer neuere Ausdrucksformen zur Seite stand. In der Antike und der Renaissance wurde die Linie verstanden und angewandt als ordnendes Prinzip, hinter welcher sich universelle Ideen der Wahrheit und Schönheit verbargen. Im Barock dann transformierte sie sich (als bewegte Kurve) in ein plastisch-räumliches Element, welches bis dahin unbekannte Formen schuf. Der einst symbolische Inhalt wurde so zum Affekt der den Betrachter sogleich aktiv und unmittelbar mit einbezog. Noch später, im Jugendstil, wurde die Linie weiter geschwungen zur ambivalenten Verflechtung von Raum und Detail mit ganz direkten Bezügen zur körperlichen Form (meist der weiblichen, man denke z.b. an Mucha’s Haar-Obsession und die von ihr abgeleiteten C und S-Kurven) und einer gänzlich neuen Auffassung von Bewegung. (Anlehnend an den modernen Tanz, Film, und dem Automobil, welche sich alle zur selben Zeit als neue Errungenschaften in die Gesellschaft drängten)
Es folgte schließlich die harte Linie der Moderne, die sich vehement und unnachgiebig jener des Jugendstils entgegensetzte. Als frivol und dekadent wurde diese nun marginalisiert und stattdessen mit einer zielsicheren, maschinell und vernuftsmässig begründeten, Geraden ersetzt. Diese neue Linie gab sich nun rational und fand ihren Ausdruck in der Kunst eines Mondrians - simpel, universal und für jedermann gleichermaßen zugänglich hieß es. Mit dem Schwinden der dogmatischen Moderne und dem Advent von computergenerierten Entwurfsmethoden vollzieht sich gegenwärtig wieder ein Gesinnungswechsel, welcher erneut an der Behandlung der Linie identifizierbar wird. Diese ist nun fest eingebunden in ein Geflecht von gegenseitig abhängigen Elementen. Sie wird oft als parametrisch beschrieben und durch innere sowohl als auch äußere Eigenschaften und Beziehungen charakterisiert. Diese Linie bindet sich nicht in gleichmäßig repetitive Raster sondern gestaltet heterogene Muster und Formen. Sie wird nicht durch direkte Handhabung geschaffen sondern durch ein Netz reziproker Beziehungen. Was sind die tieferen Beweggründe die uns zu diesen gegenwärtigen Ausdrucksformen drängen? Komplexität und subtile Verfeinerung als Befreiungsschlag von einer hundertjährigen Ethik der Rationalität? Neue Technologien durch welche wir erstmals Naturprozesse selbst und nicht nur Naturerscheinungen wiedergeben können? Ein Drang nach unerforschten atmosphärischen und emotionalen Effekten? Durch das folgende Projekt gilt es diesen Fragen etwas tiefer nachzugehen.
12.03 12:00 Brief / Research 13.03 Design 14.03 Design / Desk Crit 15.03 Design / Desk Crit 16.03 FINAL Review
Beginn: 12.03 13:00 am Institut
13.03-16.03, 13:00 am Institut