641229 Gender Studies: Literarische Vermessungen des Schweigens.

Sommersemester 2016 | Stand: 09.05.2016 LV auf Merkliste setzen
641229
Gender Studies: Literarische Vermessungen des Schweigens.
UE 2
5
Block
jährlich
Deutsch

Gayatri Spivak schreibt, dass es im Vorgang des Übersetzens − und jedes Lesen ist ein solches Übersetzen − darum gehen muss, das Schweigen des Textes zu vermessen. Das Schweigen, von dem hier die Rede ist, bezieht sich auf verschiedene Modi: das Unsagbare, Zum-Schweigen-Gebrachte oder Überhörte wie auch auf eine gewisse Form des Nicht-Verstehens, eine Unübersetzbarkeit. Aus einer solchen Perspektive ist das Schweigen gerade nicht der Rede entgegengesetzt, sondern ihr konstitutiver Bestandteil. Denn es ist die Sprache selbst bzw. das in ihr ausgetragene Ringen um Bedeutungshoheit, das immer schon das Unaussprechliche mitproduziert. Dass diese Machtkämpfe auch gezielt geführt werden, um bestimmte Formen der Rede und bestimmte Sprecher_innen schweigend zu machen, ist Thema dieser Übung. Insbesondere wird es darum gehen, die Art und Weise einer kritischen Reflexion auszusetzen, wie diese Ausschlüsse in Bezug auf die Kategorien gender und ethnicity ausgetragen werden.

In unserem Unternehmen, das Schweigen zu vermessen, werden wir uns an der Frage abarbeiten, wie verschiedene literarische Konzeptionen herausgebildet werden, um eben ein solches Vermessen in Gang zu setzen. Dabei steht nicht nur das Thematisch-Werden des Schweigens im Zentrum unserer Reflexion, sondern insbesondere jene textuellen Verfahren, die sich im Medium der (verschriftlichten) Sprache gegen die in ihr ausgetragenen Machtansprüche wenden. So entwirft Kafka beispielsweise eine Versuchsanordnung, um das Schweigen der Sirenen bei Homer neu zu lesen, Yoko Tawada stellt an die Leser_innen die Herausforderung, das Schweigen im Lesen selbst zu erfahren, und Toni Morrison klagt das gewaltvolle Adressiert-Werden in und durch die (literarische) Sprache an.

Die Blockung ermöglicht es, der Übung einen Workshop-Charakter zu geben: In der ersten Blockeinheit erarbeiten wir in Gruppendiskussionen anhand vorbereiteter Fragen und Texte ein theoretisches Fundament. In der zweiten Einheit rücken die literarischen Texte in den Mittelpunkt. Hierfür sind Impulsreferate vorgesehen, um der anschließenden Diskussion einen Rahmen zu geben

Um die LV positiv abzuschließen, sind während des Semesters im Rahmen von Lerngruppen Impulsreferate zu halten und am Ende des Semesters eine schriftliche Kurzarbeit (Umfang ca. 4,5 Seiten) abzugeben. Zusätzlich wird die aktive Beteiligung an den Diskussionen in die Benotung miteinbezogen.

1.    Butler, Judith: Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen. F.a.M. 2009.

2.    Kafka, Franz: Das Schweigen der Sirenen, in ders. Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande und andere Prosa aus dem Nachlaß, hg. von Max Brod. F.a.M., 1983, 58-59.

3.    Morrison, Toni: Im Dunkeln spielen. Reinbek bei Hamburg, 1995.

4.    Ovid: Metamorphosen. München, 1997.

5.    Spivak, Gayatri Chakravorty: Can the Subaltern Speak?. Wien, 2007.

6.    Tawada, Yoko: Verwandlungen. Tübingen, 1998.

22.04.2016
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Fr 22.04.2016
09.00 - 20.30 40123 40123 Barrierefrei
Sa 23.04.2016
09.00 - 20.30 40123 40123 Barrierefrei
Fr 03.06.2016
09.00 - 20.30 4U102b 4U102b Barrierefrei Induktionsschleifen für Gehöreingeschränkte
Sa 04.06.2016
09.00 - 20.30 4U102b 4U102b Barrierefrei Induktionsschleifen für Gehöreingeschränkte