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Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie

Mag. Dr. Joachim Bonz Mag. Dr. Joachim Bonz

645615

Kulturelle Dynamik und Pluralisierung: Kulturerleben als Sinnesempfindung

VU 2

3,5

Block

keine Angabe

Deutsch

Die Teilnehmer_innen entwickeln ein Verständnis von Kultur als etwas Sinn-haftem und bekommen einen Einblick in dieses kulturwissenschaftliche Forschungsfeld. Mit ihrem Arbeiten am Text und ihrem stark diskussionsbezogenen Charakter fordert die Lehrveranstaltung darüber hinaus dazu auf, das hermeneutische Begreifen und begriffliches Denken zu üben.

Das komplexe Etwas, das die Ethnowissenschaften als 'Kultur' bezeichnen, wird weniger 'gedacht' als vielmehr 'erlebt' und 'empfunden'. Für unsere alltägliche Wirklichkeitswahrnehmung gilt dies in selbstverständlicher Weise: Wir fühlen und schmecken die 'Welt'. Kulturerleben als Sinnesempfindung zu begreifen, gilt zunehmend aber auch für die kulturwissenschaftliche Forschung: Gefühle und körperliche Wahrnehmungen werden als kulturelle Phänomene untersucht; die Notwendigkeit, ein adäquates methodisches Instrumentarium auszubilden, wird wahrgenommen; kulturanalytische Begrifflichkeiten werden entwickelt, die Sinnesempfindungen und Kultur zusammen-denken. Die Lehrveranstaltung bietet einen Einstieg in diese Thematik. Wir beschäftigen uns in ihr (1) mit kulturwissenschaftlichen Studien, die Sinnesempfindungen ethnografisch oder historisch untersuchen, und (2) mit Texten, in denen der Versuch unternommen wird, eine entsprechende kulturanalytische Begrifflichkeit ('Atmosphäre', 'Akustemologie', 'Habitus', 'Sense of Place' etc.) auszubilden.

Im Zentrum der Lehrveranstaltung steht die Textdiskussion in der Seminargruppe. Ergänzt wird sie durch Kleingruppenarbeit an Texten sowie die Erarbeitung von Impulsreferaten.

Die Leistungskontrolle umfasst drei Momente: 1) Mitarbeit, 2) schriftliche Zusammenfassung eines im Seminar zentral behandelten Textes (ca. 5-10 Seiten), Ausarbeitung eines Exposés für eine Studie, die neben den üblichen Anforderungen (Untersuchungsgegenstand beschreiben, Fragestellung ausarbeiten, Forschungsstand skizzieren, Bibliografieren) auch die im Seminar diskutierten Überlegungen und Methoden zur Anwendung bringt (ca. 5-10 Seiten).

Bendix, Regina 2006: Was über das Auge hinausgeht. Zur Rolle der Sinne in der ethnographischen Forschung. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde, Nr. 102, S. 71-84. Feld, Steven 1996: Waterfalls of Song. An Acoustemology of Place Resounding in Bosavi, Papua New Guinea. In: Ders., Basso, Keith (Hg.): Senses of Place. Santa Fe: School of American Research Press, S. 91-135. Geurts, Kathryn Linn 2002: Culture and the Senses. Bodily Ways of Knowing in an African Community. Berkeley u.a.: University of California Press. Hastrup, Kirsten 2010: Emotional Topographies. The Sense of Place in the Far North. In: Davies, James; Spencer, Dimitrina (Hg.): Emotions in the Field. The Psychology and Anthropology of Fieldwork Experience. Stanford: Stanford University Press, S. 191-211. Jeggle, Utz 2008 (1987): Essgewohnheiten und Familienordnung. Was beim Essen alles mitgegessen wird. In: Johler, Reinhold; Tschofen, Bernhard (Hg.): Empirische Kulturwissenschaft. Eine Tübinger Enzyklopädie. Der Reader des Ludwig-Uhland-Instituts. Tübingen: Tübinger Vereinigung für Volkskunde e.V., S. 187-201. Pink, Sarah 2009: Doing Sensory Ethnography. Los Angeles u.a.: Sage. Scheer, Monique 2011: Topografien des Gefühls. In: Frevert, Ute et al. (Hg.): Gefühlswissen. Eine lexikalische Spurensuche in der Moderne. Frankfurt a.M. und New York: Campus, S. 41-64. Schmidt-Lauber, Brigitta 2003: Gemütlichkeit. Eine kulturwissenschaftliche Annäherung. Frankfurt a.M. und New York: Campus. Thibaud, Jean-Paul 2003: Die sinnliche Atmosphäre von Städten. Zum Verständnis urbaner Atmosphären. In: Hauskeller, Michael (Hg.): Die Kunst der Wahrnehmung. Beiträge zu einer Philosophie der sinnlichen Erkenntnis. Zug: Die Graue Edition, S. 280-297.

Beginn: 12. April 2013