603114 Macht und Herrschaft in pädagogischen Verhältnissen: Über die Ursprünge medikalisierter Kindheit

Wintersemester 2016/2017 | Stand: 14.09.2023 LV auf Merkliste setzen
603114
Macht und Herrschaft in pädagogischen Verhältnissen: Über die Ursprünge medikalisierter Kindheit
SE 2
6
14tg.
jährlich
Deutsch

Die Studierenden verfügen über begriffliches und kritisch-reflexives Wissen und sind im Stande, Bedingungen und Folgen heterogener Sozialisations- und Subjektbildungsprozesse zu historisieren und kontextualisieren, Macht und Herrschaft in pädagogischen Verhältnissen zu beurteilen, sowie an historischem Quellenmaterial - im Falle dieser LV bezogen auf die Institutionalisierung von Kinderbeobachtungsstationen im Österreich der Zweiten Republik - zu untersuchen.

Das Seminar befasst sich mit einer spezifischen Herkunft medikalisierter Kindheit - zu einem Zeitpunkt als die Psychiatrie ihren Gebietsanspruch erstmals auf das Kind ausdehnte.  Michel Foucault entwickelt in seiner Vorlesung „Die Anormalen“ eine Theorie der „Psychiatrisierung der Kindheit“. Foucaults Vorlesung (1975), welche als Text zur Verfügung steht, bildet eine erste Theoriefolie für die Bearbeitung des Phänomens.

Als eigentlichen Beispielfall aber fokussiert das Seminar eine Institution, die in Deutschland mehrheitlich in der Zwischenkriegszeit entstand,  in Österreich  in den 1950er und 1960er Jahren: die sogenannten  "Kinderbeobachtungsstation". Als psychiatrisch informierte, heilpädagogische Einrichtung zur Beobachtung und Diagnose bildet sie den Prototypus  mediko-pädagogischer "Behandlung" sogenannt "schwieriger" Kinder und nicht ausreichend angepasster Jugendlicher.  Die Studierenden erhalten damit Einblick in aktuelle Forschungen am Institut für Erziehungswissenschaft.  

Darüberhinaus gehen sie aber auch selbst kleineren Forschungsunternehmungen nach - in Feldern, die bis heute durch eine medikale Umklammerung des "Pädagogischen" gekennzeichnet sind: in der Sonderbeschulung, der Sprachförderung, der Arbeit mit sogenannte ADHS-Kindern, etc.

Input durch die Dozentin, Textlektüre und -analyse, Ministudien, schriftliche und mündliche Beiträge der TeilnehmerInnen, Diskussion.

Die Beurteilung erfolgt aufgrund von schriftlichen oder mündlicher Beiträgen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

*Michel Foucault: Die Anormalen, Frankfurt am Main, 2003.

*Medizin-historischer ExpertInnenbericht: Die Kinderbeobachtungsstation der Maria Nowak Vogl, Innsbruck 2013.

Ausgewählte Kapitel aus:  

*Michaela Ralser/Reinhard Sieder (Hg.) Die Kinder des Staates, Nr. 1 + 2 der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, Wien - Innsbruck - Bozen,  2014.

*Michaela Ralser, Anneliese Bechter und Flavia Guerrini: Regime der Fürsorge. Eine Vorstudie zur Geschichte der Tiroler und Vorarlberger Erziehungsheime und Fürsorgeerziehungssysteme der Zweiten Republik, Innsbruck 2014

*Michaela Ralser: Das Subjekt der Normalität. Das Wissensarchiv der Psychiatrie - Kulturen der Krankheit um 1900, München 2010.

*Bitte konsultieren Sie auch die Websites der Forschungsteams "Regime der Fürsorge" am Institut für Erziehungswissenschaft:

http://www.uibk.ac.at/iezw/heimgeschichteforschung/

http://www.uibk.ac.at/iezw/forschungen-zur-kinderbeobachtungsstation/

siehe Termine
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Do 06.10.2016
15.00 - 18.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei (Ralser)
Do 20.10.2016
15.00 - 18.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei (Ralser)
Do 03.11.2016
15.00 - 18.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei (Ralser)
Do 17.11.2016
15.00 - 18.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei (Ralser)
Do 01.12.2016
15.00 - 18.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei (Ralser)
Do 15.12.2016
15.00 - 18.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei (Ralser)
Do 12.01.2017
15.00 - 18.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei (Ralser)
Do 26.01.2017
15.00 - 18.00 KR Liebeneggstraße KR Liebeneggstraße Barrierefrei (Ralser)